6.4 Ladeflächenbegrenzungen und fahrzeuggebundene Sicherungseinrichtungen


6.4.6.2.1 Drahtseilbestückte Zurrwinden



Das Gebot der Schlaufenherstellung durch Pressklemmen oder Spleiße bedeutet indirekt ein Verbot der Erstellung von Verbindungen mit Drahtseilklemmen:


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Abbildung 6.4.6.2.1.19 – 22: Verbotene Schlaufenmontage
durch aufgesetzte Drahtseilklemmen [W. Strauch]

Für die Verwendung von Drahtseilklemmen gibt es zwei Normen: DIN 741 „Drahtseilklemmen für Seil-Endverbindungen bei untergeordneten Anforderungen“ und DIN 1142 „Drahtseilklemmen für Seil-Endverbindungen bei sicherheitstechnischen Anforderungen“.

Möglicherweise ist das indirekte Verbot der Nutzung von Drahtseilklemmen in EN 12195-4 ergangen, weil in der Praxis nur äußerst selten eine korrekte Nutzung von Drahtseilklemmen zu beobachten ist.

Die Befestigungen der Drahtseile auf Windentrommeln sind sehr häufig zu beanstanden. In § 20 der Unfallverhütungsvorschrift „Winden, Hub- und Zuggeräte“ heißt es in Absatz 1:

Seiltrommeln müssen so ausgebildet sein, dass die Seile an ihnen sicher und ohne Abknickung befestigt werden können. Die Befestigungsstelle muss so angeordnet sein, dass das Befestigen der Seile möglichst unbehindert durch andere Bauteile erfolgen kann.
 
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Abbildung 6.4.6.2.1.23 – 24: Mangelhafte Befestigung von Drahtseilen auf Windentrommeln [W. Strauch]

Das Durchstecken durch Löcher oder Schlitze auf einer Trommel und das Beklemmen durch einzelne Windungen oder das Blockieren durch eine Drahtseilklemme ist nicht fachgerecht.


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Abbildung 6.4.6.2.1.25 – 26: Befestigung durch im Trommelinneren anziehbare Schraubösen [W. Strauch]

Das Verfahren in den Abbildungen 25 und 26 ist nicht zu beanstanden, wenn das Aufdrehen der Seilenden und das Ausfächern der Einzeldrähte durch aufgesetzte „Draht-Taklings“, Verschmelzen der Enden oder gleichwertige Methoden verhindert wird und ein sauberes Auftrommeln der Drähte möglich ist. In den genannten Abbildungen ist das nicht der Fall. Seitlich an den Trommelwangen versenkte Befestigungsösen oder Schraubschellen können für einen sicheren Halt der Seilenden und eine saubere Führung beim Auf- und Abtrommeln sorgen (siehe Abbildung 55).


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Abbildung 6.4.6.2.1.27 – 28: mit Hülse gepresste Befestigung auf der Trommel [W. Strauch]

Die Befestigung der Drahtseilenden auf den Trommeln behindert das Aufwickeln der Seile. Sind Seile beschädigt, ist ein Austausch vor Ort mit „Bordmitteln“ nicht möglich. Die verwendeten Pressklemmen sind für doppelte Seillagen vorgesehen, wie sie zur Bildung von Augen oder Schlaufen benötigt werden.


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Abbildung 6.4.6.2.1.29 – 31: Ungünstige Befestigung mit Haken und gepressten Schlaufen [W. Strauch]

Derartige Befestigungen können kein sauberes Auf- und Abwickeln der Seile gewährleisten. Außerdem sollen Zurrdrahtseile nicht in der Nähe der Pressklemme oder des Spleißes gebogen werden, bei kleinen Trommeldurchmessern ist das, insbesondere bei Verwendung von Pressklemmen, jedoch der Fall.


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Abbildung 6.4.6.2.1.32 – 33: Befestigung des Windendrahtes mit gespleißter Schlaufe an einem Haken [W. Strauch]

Spleiße passen sich den Rundungen von Trommeln mit geringem Durchmesser besser an als Pressklemmen. Die Beschaffenheit und Platzierung der Haken ist ungünstig. Besser ist eine versenkte Befestigung an den Trommeln oder eine seitliche Klemmbefestigung mit Schellen an den Trommelwangen (siehe Abbildung 55).


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Abbildung 6.4.6.2.1.34: Befestigung des Drahtseils mit gepresster Schlaufe an einem Haken [W. Strauch]

Diese Befestigungsart ist nicht akzeptabel. Die Pressklemme ist am Ende bereits aufgebogen und der Haken lässt sauberes Auftrommeln nicht zu.


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Abbildung 6.4.6.2.1.35, 36 – 37: Falsche Nutzung der Endbeschläge von Drahtseilen [W. Strauch]

Zurrmittel sind richtig eingesetzt, wenn sie eine gerade und ungestörte Verbindung zwischen Befestigungs- und Zurrpunkt herstellen. Biegebeanspruchungen der Verbindungselemente sind schädlich, dafür sind sie nicht konstruiert.


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Abbildung 6.4.6.2.1.38: Scharfe Kanten an Tripodenbauteilen mit Schweißfase [W. Strauch]

Durch geeignete Maßnahmen ist zu verhindern, dass Zurrdrahtseile durch scharfe Kanten der Ladung oder von Fahrzeugbauteilen beschädigt werden, über die sie geführt werden müssen oder an denen sie befestigt sind.


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Abbildung 6.4.6.2.1.39: Kantenschutzblech mit gerundeter Umlenkstelle [W. Strauch]

Als scharfe Kanten sind Stellen anzusehen, bei denen der Kantenradius kleiner als der Seildurchmesser ist, also unter einem Durchmesser (1 d) liegt.


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Abbildung 6.4.6.2.1.40: Ungefähre Abnahme der Belastbarkeit von Drahtseil-Strängen bei Umlenkung [W. Strauch]

Durch Umlenkung um Krümmungen, die kleiner als sechs Drahtdurchmesser sind, werden die Seile bereits geschwächt. Jeder einzelne Strang ist dann nicht mehr mit 100% belastbar, sondern erreicht nur noch die darunter liegenden Prozentwerte seiner Belastbarkeit.

Zur Beurteilung, ob Kantenschutz erforderlich ist oder nicht, müssen die in der Praxis obwaltenden Umstände beachtet werden, wie z.B.

  • sind die Umlenkstellen glatt und gerundet;
  • sind die Umlenkstellen rau und/oder weisen sie scharfe Grate auf;
  • werden die Seile mit großen „Winkeländerungen“ um Ecken oder Kanten gezogen;
  • sind die „Winkeländerungen“ nur mäßig usw.

Zur Beurteilung der Sicherungswirkung sind auch die Winkel oder Streckenverhältnisse zu berücksichtigen, unter denen die Drahtseile genutzt werden.


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Abbildung 6.4.6.2.1.41 – 43: Unterschiedliche Schwächung der Drähte durch Umlenkung [W. Strauch]

Bei Abb. 41 beträgt der Umlenkwinkel fast 180°. Die Umlenkstelle ist rund, hat keine Grate und der Krümmungsradius ist geringfügig größer als der Seildurchmesser. Jede Seilpart behält mehr als 50% ihrer Belastbarkeit, d.h. das LC der Schlaufe ist etwas größer als das LC des Seiles im Einzelstrang.

Bei Abb. 42 liegt der Umlenkwinkel bei unter 90°. Die Umlenkung an den Kanten der dünnen Bleche ist gerundet. Das deutet auf eine geringe Vorspannung des Seiles hin. Bei einer großen Vorspannung wäre der seilverlauf „eckiger“ ausgefallen und dann wäre unbedingt für ausreichenden Kantenschutz zu sorgen. Der Spreizwinkel zwischen den Parten mindert die Sicherungskraft in Querrichtung.

Bei Abb. 43 sind keine scharfen Kanten zu berücksichtigen, weder an den Umlenkstellen der unteren und der oberen Seite der Ladefläche, noch an der Ladung selbst, denn alle Kanten sind gerundet und die Winkeländerungen im Seil sind gering.


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Abbildung 6.4.6.2.1.44 – 47: Schlauchartige Kantenschützer in unterschiedlichem Zustand [W. Strauch]

Kantenschützer müssen für die jeweilige Ladung geeignet sein und durch regelmäßiges Austauschen/Erneuern gebrauchsfertig erhalten werden.


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Abbildung 6.4.6.2.1.48: Ladungsbeschädigung durch fehlenden Kantenschutz [W. Strauch]

Bei nachgiebigen Ladungen ist sowohl zum Schutz der Ladung als auch zum Einbringen und Erhalten der Vorspannung ein wirksamer druckresistenter Kantenschutz erforderlich.

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Abbildung 6.4.6.2.1.49:
stabiler Kantenschutz
[W. Strauch]

Abbildung 6.4.6.2.1.50:
Beschädigter Kantenschutz [W. Strauch]

Die meisten drahtbestückten Zurrwinden sind zum Niederzurren konstruiert. Der Erhalt der Vorspannung ist deshalb unabdingbar. Kantenschützer müssen so stabil sein, dass sie nicht bei Belastung einknicken oder nachgeben. Zum Schutz der Ware müssen sie großflächig sein, damit möglichst geringe Drücke erzeugt werden.

 
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Abbildung 6.4.6.2.1.51 – 52: Einigermaßen gut aufgewickelte Drahtseile [W. Strauch]

Beim Spannen der Drähte ist auf ein gleichmäßiges und lagenweises Aufwickeln zu achten. Bei breiten Trommeln ist das ohne Führung der Seile nicht möglich. Je nach Anzahl der aufgewickelten Seillagen ergeben sich bei gleicher Handkraft unterschiedliche Vorspannkräfte, da sich die Hebelarmverhältnisse ändern. Diesen Umstand berücksichtigt die Norm in den Kennzeichnungsbestimmungen nicht.


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Abbildung 6.4.6.2.1.53 – 54: Schmale Trommeln einer Seilwinde,
unsauber und ordentlich gewickelt [W. Strauch]

Ähnlich schmale Trommeln mit größeren Durchmessern sind auch bei Zurrwinden möglich. Durch mehr Aufmerksamkeit und gute Seilführung kann das ordentliche parallele Aufwickeln der Lagen erreicht werden. Bei der abgebildeten Seilwinde beträgt die Zugkraft in der obersten Lage nur ca. ein Drittel von der in der untersten Lage.

 
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Abbildung 6.4.6.2.1.55: Befestigung des Seilendes mit Schraubschelle an der Trommelaußenseite [W. Strauch]

Seilendbefestigungen an den Wangenaußenseiten der Trommeln sind sinnvolle Alternativen zu den Befestigungen auf den Trommelkörpern der Abbildungen 23 bis 34. An den Wangeninnenseiten angebrachte Führungskeile können zusätzlich das lagenweise Aufwickeln verbessern.