3.4 Direktsicherung


3.4.6 Notwendige Ladungsbewegung zum Erreichen von LC

In den obigen Ausführungen zur Sicherungswirkung wurde deutlich, dass die Wahl der Längenkomponenten einen großen Einfluss auf die Sicherungswirkung hat. Das soll an einem Beispiel mit gerechneten Zahlenwerten verdeutlicht werden.

Beispiel: 

Ein Lasching wie in Abb. 3.16 habe die Längenkomponenten X = 1,5 m, Y = 2,0 m und Z = 1,9 m. Daraus folgt seine Länge:

  

Geht man von einer zulässigen Belastung LC = 3000 daN aus, so erhält man die drei größtmöglichen Kraftkomponenten:

  

  

  

Die in Längsrichtung direkt sichernde Kraftkomponente beträgt hier weniger als die Hälfte der zulässigen Belastung LC, weil die X-Komponente weniger als halb so lang ist wie der Lasching.

Das Beispiel zeigt aber nur die halbe Wahrheit. Die stillschweigende Annahme, dass der Lasching bei einer Vollbremsung seine zulässige Belastung tatsächlich erreicht, ist nur berechtigt, wenn man der Ladungseinheit zubilligt, dass sie eine gewisse Strecke nach vorn rutscht oder sich so weit verformt, dass der Zurrpunkt an der Ladung diese gewisse Strecke nach vorn kommt und dadurch den Lasching verlängert. Die notwendige elastische Verlängerung des Laschings kann man hinreichend genau berechnen und daraus rückwärts den notwendigen Rutschweg bzw. die Verformung der Ladungseinheit ermitteln.

In Kapitel 2.1.2 dieses Handbuchs ist der Umgang mit der Federkonstanten eines Zurrmittels bereits erläutert worden. Daran wird jetzt wieder angeknüpft. Ein Zurrmittel mit p Prozent elastischer Dehnung beim Erreichen seines LC dehnt sich um p cm pro 100 cm Länge. Seine auf einen Meter Länge bezogene, normierte Federkonstante DN ist daher:

  

Die auf seine tatsächliche Länge L (in Einheiten von cm) bezogene Federkonstante ist:

  

Hatte der Lasching bei einer Vorspannkraft F0 die Länge L, so muss er sich bis zum Erreichen der zulässigen Belastung LC um die gesuchte Strecke ΔL dehnen.

  

Daraus wird nun der notwendige Rutschweg ΔX der Ladung nach vorn berechnet.

  

Umgestellt:

  

Beispiele: 

Mit den Werten des vorangegangenen Beispiels, einer prozentualen Dehnung des Laschings beim Erreichen von LC von p = 4% (Zurrgurt) und einer Vorspannkraft des Laschings F0 = 300 daN erhält man die elastische Verlängerung ΔL des Gurts.

  

Die dazu notwendige Ladungsverschiebung bzw. -verformung ΔX in Längsrichtung ist:

  

Die wirksame Längskomponente der Zurrkraft verbessert sich dadurch von 1433 daN auf:

  

Der Rutschweg von 22,4 cm erscheint beträchtlich und ist nicht ohne Risiken, obwohl mit dem Einhalten von LC die geltenden Regeln erfüllt worden sind. Doch das ist aber immer noch nicht die ganze Wahrheit.

Wenn die Vollbremsung schnell eingeleitet worden ist, hat die Ladungseinheit am Ende der Rutschstrecke von gut 22 cm durchaus noch eine gewisse Rutschgeschwindigkeit und muss durch zusätzliche Sicherungskräfte auf der Ladefläche zum Stehen gebracht werden.

Dadurch kommt es zu einer Verlängerung der Rutschstrecke ΔX, zu weiterer Dehnung des Laschings und damit zu einer „dynamischen Überhöhung der Zurrkraft“. Das wird in Kapitel 2.3.4 dieses Handbuchs ausführlicher behandelt.

Als Ergebnis dieser Betrachtung der „notwendigen Bewegung zum Erreichen von LC“ wird festgestellt:

Eine Direktzurrung, die hauptsächlich in Längsrichtung wirken soll, sollte eine ausgeprägte Längskomponente haben und eine möglichst kleine Querkomponente. Soll sie bevorzugt in Querrichtung wirken, so ist für eine gute Querkomponente zu sorgen und die Längskomponente sollte klein sein.

Die Befolgung dieser einfachen Regel führt sowohl zu besseren Sicherungswirkungen als auch zu kleineren notwendigen Ladungsbewegungen.