3.4 Direktsicherung


3.4.3 Ladungseinheiten ohne Zurrpunkte

Es gibt zahlreiche Ladungseinheiten, die keinerlei Befestigungspunkte aufweisen. Das veranlasst viele Praktiker zur Niederzurrung, obwohl diese einen sehr viel geringeren Wirkungsgrad als die Direktzurrung hat. Nachstehend wird an einigen prinzipiellen Beispielen gezeigt, wie trotz des Fehlens von Befestigungspunkten direkt gezurrt werden kann. Die ganze Ladung dient dabei gewissermaßen als ihr eigener Befestigungspunkt. Die Laschings werden um die ganze Ladung herum genommen und beide Enden auf jeweils der gleichen Fahrzeugseite möglichst an unterschiedlichen Zurrpunkten befestigt. Voraussetzung dafür ist natürlich eine robuste Ladungsoberfläche und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen für die Oberfläche.


Abbildung - LSHB

Abbildung 3.12: Vertikale „Buchtlaschings“ anstatt Niederzurrung [H. Kaps]

Die in einer vertikalen Ebene geführten „Buchtlaschings“ in Abb. 3.12 stellen eine sehr wirksame Alternative zur Niederzurrung dar. Wenn der LC-Wert der Laschings größer ist als die Hälfte der LC-Werte der Zurrpunkte am Fahrzeug, sollten die beiden Enden jedes Laschings an separaten Zurrpunkten befestigt werden, damit die Zurrkapazität nicht durch Doppelbelegung von Zurrpunkten beschnitten wird. Ist das Fahrzeug mit Lochschienen ausgestattet, so stehen genügend Zurrpunkte zur Verfügung. Andernfalls kann es knapp werden. Wegen der Länge der Laschings ist eine gute Vorspannung ratsam. Die Einstufung eines derartigen vertikalen Buchtlaschings in einer Zurrbilanz wird in Kapitel 4 behandelt.


Abbildung - LSHB

Abbildung 3.13:3 Horizontale „Buchtlaschings“ anstatt Niederzurrung [H. Kaps]

In Abb. 3.13 verlaufen die Buchtlaschings in einer nahezu horizontalen Ebene. In dieser Anordnung werden sie immer an unterschiedlichen Zurrpunkten befestigt und die Zurrkapazität richtet sich nach dem kleineren der LC-Werte von Lasching und Zurrpunkten. Im Gegensatz zu vertikalen Buchtlaschings, wo aus Gründen der Zugänglichkeit meist nur ein Spannmittel eingesetzt werden kann, sollten bei horizontalen Buchtlaschings an beiden Enden Spannmittel verwendet werden. Auch hier ist wegen der Länge der Laschings eine gute Vorspannung aufzubringen.


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Abbildung 3.14: Direktzurrung an „Kopfschlaufen“ anstatt Niederzurrung [H. Kaps]

Ladungseinheiten, die wegen ihrer Breite und Höhe kippgefährdet sind, können zur Kippsicherung mit Niederzurrung versehen werden. Eine bessere Alternative stellt die in Abb. 3.14 gezeigte Direktsicherung an angelegten „Kopfschlaufen“ dar. Eine Kopfschlaufe ist eine Hebeschlinge, die es vorkonfektioniert im Handel gibt. Wird sie rund laufend oder achtförmig um eine der oberen Ladungskanten gelegt, liefert sie zwei Zurrpunkte. Diese Anordnung kann auch vorteilhaft in Längsrichtung zum Fahrzeug verwendet werden, um z.B. die Beanspruchung von 0,8 g nach vorn durch direkt sichernde Längslaschings aufzufangen.

Zurrgurte sollten nicht als Kopfschlaufen eingesetzt werden, da sie an den Stellen, wo die direkt sichernden Gurte eingehakt werden, eingefaltet werden und dadurch an Festigkeit verlieren. Kopfschlaufen dürfen nur dann aus Gurtmaterial erstellt werden, wenn sie entsprechend vorkonfektioniert sind.


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Abbildung 3.15: „Rundtörn“ ist nicht viel besser als Niederzurrung [H. Kaps]

Abb. 3.15 zeigt eine Sicherungsvariante, die seemannssprachlich als „Rundtörn“ bezeichnet wird, aber durchaus auch auf Straßenfahrzeugen anzutreffen ist. Diese Variante gehört nicht zur Kategorie „Direktzurrung“, weil die beiden Seiten des Laschings nicht eigenständig mit der Ladungseinheit verbunden sind, aber in entgegengesetzte Richtungen wirken sollen. Die Verbindung mit der Ladungseinheit beruht nur auf Reibung und die hängt sehr von der Vorspannung der jeweils unbelasteten Seite ab. Insgesamt ist die Wirkung eines solchen Laschings nicht viel besser als die einer Niederzurrung. Von der Verwendung des Rundtörns wird sowohl im Seeverkehr als auch im Straßenverkehr dringend abgeraten.