3.5 Komplexe Sicherungsanordnungen


3.5.4 Kombination von Direktzurrung und Blockierung

Eine Kombination von Direktzurrung und Blockierung scheint schon auf den ersten Blick wegen des stark unterschiedlichen Verformungsverhaltens dieser beiden Sicherungsmethoden in hohem Maße statisch unbestimmt und unausgewogen zu sein. Für steife Ladungseinheiten trifft das ohne Zweifel zu. Die Norm DIN EN 12195-1:2011 geht nicht auf die Kombination von Blockierung und Direktzurrung gegen Rutschen der Ladung ein.


Abbildung - LSHB

Abbildung 3.25: Direktzurrung und Blockierung von steifer Ladung [H. Kaps]

Die Nachgiebigkeit einer Blockierung, z.B. gegen die Stirnwand, ist vergleichsweise gering. Bei voller Belastung dürfte die Verformung einschließlich der Zusammenpressung von Ausfütterungsmaterial nur einige Millimeter betragen. Dem stehen etliche Zentimeter an notwendiger Ladungsbewegung gegenüber, um eine übliche Direktsicherung von ihrer Vorspannkraft auf die gewünschte Belastung LC zu bringen. Es besteht also die Gefahr, dass die Blockierung mehr als den ihr zugedachten Anteil der Belastung bekommt.

Eine rechnerische Untersuchung dieser Diskrepanz hilft an dieser Stelle nicht weiter, weil die Bandbreite der zu treffenden Annahmen sehr groß ist. Stattdessen werden einige Maßnahmen aufgelistet, mit denen sich erreichen lässt, dass die unterschiedlichen Verformbarkeiten von Blockierung und Zurrung einander angenähert werden und beide Formen der Sicherung einen angemessenen Beitrag zum Gesamterfolg leisten.

1. Die Direktzurrung sollte so steif wie möglich gemacht werden:

  • Kurze Laschings setzen,
  • Material mit großer normierter Federkonstante wählen (z.B. Ketten anstelle von Gurten),
  • Laschings möglichst direkt führen mit wenig Quer- und Vertikalkomponenten,
  • hohe Vorspannkraft aufbringen.

2. Die Blockierung sollte etwas nachgiebiger gemacht werden:

  • Stirnwand nicht ganz unten, sondern auf etwa ein Drittel ihrer Höhe belasten,
  • elastisches Zwischenmaterial zum Blockieren verwenden.

Im Zweifelsfall sollten die Zurrmittel in der Sicherungsbilanz nicht mit ihrer vollen Belastbarkeit LC eingesetzt werden. Das hat zur Folge, dass mehr oder stärkere Laschings gesetzt werden müssen.

Das unterschiedliche Verformungsverhalten von Blockierung und Zurrung wirkt sich bei verformungsbereiten Ladungseinheiten deutlich weniger aus, wenn die Ladung unten blockiert und oben gezurrt wird. Die Blockierung sorgt dafür, dass die Ladung nicht rutscht, während die Ladungsverformung die oben angebrachten Laschings dehnt und zum Tragen bringt.


Abbildung - LSHB

Abbildung 3.26: Direktzurrung und Blockierung mit verformungsbereiter Ladung [H. Kaps]

Eine ähnlich günstige Wirkung kann bei der Kombination von tief liegender Blockierung und hoch angebrachter Zurrung zur Kippsicherung erwartet werden. Hier trägt die Blockierung zur Kippsicherung so gut wie nichts bei, aber die Zurrung kann im Auslegungslastfall durch leichtes Ankippen der Ladung auf Zug kommen.