3.3 Niederzurrung


3.3.1 Praxis der Niederzurrung

Beim Niederzurren werden die Zurrmittel, heute meist konfektionierte, zweiteilige Spanngurte, quer zum Fahrzeug über die Ladung gezogen und auf einer Seite mit einem Spannmittel (Zug- oder Druckratsche) auf Spannung gebracht. Um das zu bewerkstelligen, wird vor der Beladung der lange Gurt auf einer Seite des Fahrzeugs in geeignete Zurrpunkte eingehängt und nach Abschluss der Beladung über die Ladung geführt. Dazu muss man meist ein wenig auf der Ladung herumklettern. Auf der anderen Seite wird der zweite, mit der Spannratsche ausgestattete kurze Teil des Gurts ebenfalls am Fahrzeug eingehängt, das Ende des langen Gurts in die Schlitzwelle eingefädelt und das Ganze schließlich gespannt. Die erreichte Vorspannkraft ist hierbei eine wichtige Kenngröße der Niederzurrtechnik, denn sie bestimmt maßgeblich die Sicherungswirkung. Und hier liegt schon das erste Problem.

Beim einseitigen Spannen eines über die Ladung laufenden Zurrmittels erreicht die Vorspannkraft auf der Gegenseite nur einen verringerten Wert aufgrund der Reibung an den Ladungskanten. Diese verringerte Vorspannkraft kann rechnerisch abgeschätzt werden. Die von Leonhard Euler im 18. Jahrhundert gefundene Formel hierzu lautet:

$ F_{res} = F \cdot e^{ – \mu_G \cdot 2 \cdot \alpha } [daN] $

Fres = verringerte Vorspannkraft auf der Gegenseite [daN]

F = Vorspannkraft auf der Seite des Spannmittels [daN]

e = Eulersche Konstante (2,718282)

μG = Reibbeiwert zwischen Gurt und Ladung

α = Winkel an den Fußpunkten des Zurrmittels [rad]¹

Der hier auftretende Verlust an Vorspannkraft kann durchaus 50% der mit dem Spannmittel erreichten Vorspannkraft betragen, d.h. es kommt auf der Gegenseite nur die Hälfte der aufgebrachten Vorspannung an. Beidseitig wird eine Niederzurrung in der Praxis so gut wie nie gespannt, weil dazu ein dreiteiliger Gurt und zwei Spannmittel erforderlich wären und der zusätzliche Zeitaufwand, auch für das Öffnen und Schließen der anderen Fahrzeugseite, zu groß erscheint.


Abbildung - LSHB

Abbildung 3.6: Übertragungsverlust bei einseitigem Spannmittel [H. Kaps]