4.4.3  Die VCI-Methode (Volatile Corrosion Inhibitor, wörtlich: flüchtiger Korrosionsverhinderer)

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Die VCI-Methode ist im Gegensatz zu der Schutzschicht- und Trockenmittelmethode ein aktiver wie auch passiver Korrosionsschutz. Der chemische Vorgang der Korrosion wird durch Dampf- und Kontaktphaseninhibitoren aktiv beeinflusst. Die VCI-Moleküle lagern sich in einer monomolekularen Schicht auf den Metalloberflächen ab und verhindern die Korrosion. Eine Entkonservierung der Packgüter ist nicht erforderlich.

Die Wirkungsweise läuft, vereinfacht dargestellt, wie folgt ab:

Moderne VCI-Produkte sind polare, organische oder anorganische Verbindungen mit kathodischer und anodischer Schutzwirkung. Sie dampfen (sublimieren) aus den jeweiligen Trägermaterialien, sättigen den eingeschlossenen Luftraum und lagern sich (adsorbieren) an blanken Metalloberflächen als unsichtbare monomolekulare Filme an. Dabei erreichen sie auch schwer zugängliche Stellen. Als Trägermaterialien dienen Papier, Karton, Folien, Schaumstoffe und Emitter, oder sie können auch in Pulver, Sprays, Ölen und Wasser eingearbeitet werden. Der Aufbau der VCI-Atmosphäre vollzieht sich weitgehend unabhängig von üblichen Temperaturen oder Feuchtigkeiten. Es bildet sich zwischen Metalloberfläche und Umgebungsatmosphäre eine geschlossene Schutzschicht, so dass die Wassermoleküle in der Atmosphäre von der Metalloberfläche abgehalten oder inhibiert werden.

Die Anwendung der VCI-Materialien ergibt sich aus deren Wirkweise und deren Anforderungen. Moderne VCI-Produkte wirken im Multimetallbereich. Die monomolekularen Filme an der Metalloberfläche neutralisieren die zu Korrosion führenden elektrochemischen Prozesse, sowohl anodische als auch kathodische. Zur besseren Wirkungsweise der VCI-Methode sollten die metallischen Oberflächen des Packguts möglichst rein sein. Der Abstand des VCI-Spenders zur zu schützenden Metalloberfläche sollte dabei nicht größer als 30 cm sein. Bei größeren Abständen / großem Innenvolumen (Anlagengut) sind andere VCI-Spender beizugeben. Sinnvollerweise ist der Verpackungsraum so zu dichten, dass die VCI-Moleküle nicht aus der Verpackung entweichen können. Nach dem Auspacken der Güter ist eine sofortige Inbetriebnahme bzw. Weiterverarbeitung möglich, da sich der molekulare VCI-Schutzfilm von selbst verflüchtigt. VCI-Produkte sollten frei von Nitriten, Schwermetallen, Halogenen, Silikonen und sonstigen kennzeichnungspflichtigen Stoffen sein.

Die Schutzwirkung oder Verträglichkeit ist unbedingt in Absprache mit dem Hersteller zu prüfen. Die VCI-Produkte der verschiedenen Hersteller sind nicht kompatibel, da Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung der Produkte bestehen. Es sollen nur VCI-Produkte eines Herstellers eingesetzt werden:


Abbildung 14: Wirkweise von VCI-Mitteln



Abbildung 15: Der geschlossene VCI-Film



Die VCI-Applikationen:

  • VCI-Öle:
    Direkter Kontakt mit der Metalloberfläche. Anwendung bei ungeschützten Metalloberflächen. Aufbringen durch Streichen, Tauchen, Sprühen.

  • VCI-Papier:
    VCI-Moleküle auf der Metalloberfläche. Anwendung zur Herstellung einer Schutzatmosphäre. Papier ist VCI-Träger und VCI-Speicher.

  • VCI-Schaum:
    VCI-Moleküle auf der Metalloberfläche. Anwendung zur Herstellung einer Schutzatmosphäre. Der VCI-Schaum ist offenzellig und dient als VCI-Speicher.

  • VCI-Folie:
    VCI-Moleküle auf der Metalloberfläche. Anwendung zur Herstellung einer Schutzhaube und Schutzatmosphäre. Pe-Folie dient als Trägermaterial für die VCI.

  • VCI-Emitter:
    Für den Einsatz in Schaltschränken und elektronischen Komponenten (staub- und keimfrei, mit Multimetallschutz):

Abbildung 16: Einsatz verschiedener Applikationen


Farbenbelegung Anwendungsbeispiel:


Um optimale Systemvoraussetzungen schaffen zu können, müssen die während der Fertigung und Zwischenlagerung eingesetzten VCI’s mit denen der Endkonservierung kompatibel sein.


Abbildung 17: Optimale Systemvoraussetzung durch kompatible
VCI-Korrosionsschutzmittel während der gesamten Packguthistorie



Zusammenfassung:

Der temporäre VCI-Korrosionsschutz ist entscheidender Bestandteil einer zeitgerechten Fertigung-, Lager- und Versandverpackung. Der universelle Einsatz bei einfachem Handling bietet für nahezu jede Aufgabe eine geeignete Lösung, die zudem ohne besonderen Aufwand leicht anzuwenden ist. Die meisten VCI-Produkte sind arbeitsplatzfreundlich und frei von Schadstoffen sowie einfach zu entsorgen. VCI’s wirken ohne Beeinflussung der elektrischen, elektronischen, mechanischen oder optischen Eigenschaften der geschützten Güter.


Abbildung 18: Konservierung mit einer VCI-Folienumhüllung


VCI-Folien sind im Gegensatz zu normalen Pe-Folien je nach Hersteller verschieden eingefärbt. Es gibt Folien, die nur zu einer Seite VCI-Moleküle freisetzen, die Wirkseite ist dann gekennzeichnet.



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