Piassava [English version]

Inhaltsverzeichnis

Allgemein:
Informationen zur Ware
Verpackung
Transport
  Containerfähigkeit
  Ladungssicherung


Risikofaktoren und Schadenverhütung:
Temperatur Geruch
Feuchte Verunreinigung
Lüftung Mechanische Einflüsse
Biotische Aktivität Toxizität /  Gesundheitsgefährdung
Gase Schwund / Abhandenkommen
Selbsterhitzung / -entzündung Schädlingsbefall / Krankheiten




Informationen zur Ware

Warenname

Deutsch Piassava
Englisch Piassava
Französisch Piassava
Spanisch Piassava
Wissenschaftlich Attalea funifera
KN/HS-Nummer * 5305 9 ff.


(* Kombinierte Nomenklatur / Harmonisiertes System der EU)



Warenbeschreibung

Piassava gehört zu den Fasern/Faserstoffen, die wie folgt unterschieden werden [24]:

Pflanzenhaare:

Samenhaare der Baumwolle
Fruchthaare des Kapokbaums


Stängelfasern zweikeimblättriger Pflanzen (Weichfasern):

Lein, Ramie (feine Spinnfasern)
Hanf, Jute, Kenaf (grobe Spinnfasern)


Blattfasern (Hartfasern):

Sisal, Manilahanf, Palmfasern (schlechte Spinneigenschaften)


Bast:

Linde, Raphiapalme, Weide


Flechtmaterial:

Kokosfaser, Stuhlrohr, Halfa, Piassava, Esparto


Piassava gehört wie Stuhlrohr und Raffia zu den Palmfasern (=Blatt- oder Blattrippenfasern tropischer Palmenarten (Palmae)). Hauptlieferant ist die Palme Attalea funifera, die aus den Urwäldern des Amazonas stammt und bis zu 15 m hoch wird.

Die Piassavafaser ist eine gelbe bis dunkelbraune, federnde Faser von unterschiedlicher Stärke.

Die Piassavafasern werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die "Bahia"-, "Para"-, "Venezuela"- und "Madagaskar"-Piassava unterscheiden sich von der "Sierra Leone"-, "Liberia"- und "Nigeria"-Piassava.

Die Arenga- oder Gemuti-Faser, eine etwas dunklere Faser als Piassava, kommt gebündelt in Ballen aus Indonesien und hat die gleichen Eigenschaften wie Piassava.


Qualität / Lagerdauer

Bezüglich der Qualität wird wie folgt eingestuft:

"Madagaskar"-Piassava (höchste Qualität)
"Bahia"-Piassava
"Para"-Piassava
"Venezuela"-Piassava
"Nigeria"-Piassava
"Sierra Leone"-Piassava
"Liberia"-Piassava (niedrigste Qualität)


Die Qualitätsunterschiede sind je nach Herkunft beträchtlich.

Durch Feuchte beschädigte Ware ist von der Beladung auszuschließen, da große Wertminderungen durch Muffigwerden, Verrotten und Verrosten der Eisenbänder entstehen können

Bei Einhaltung der entsprechenden Temperatur- und Feuchtebedingungen stellt die Lagerdauer keine Restriktion bezüglich der Transport- und Lagerfähigkeit dar.


Verwendungszweck

Die federnden Fasern der Piassava werden je nach Qualität zu Besen und Bürsten verarbeitet. Außerdem werden aus ihr Matten und Seile hergestellt.


Herkunftsländer

Die hier aufgeführte Tabelle stellt nur eine Auswahl der wichtigsten Herkunftsländer dar und ist nicht als vollständig zu bezeichnen.

Europa  
Afrika Sierra Leone, Nigeria, Liberia, Madagaskar
Asien Indonesien
Amerika Brasilien, Venezuela
Australien  


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Verpackung

Piassava wird je nach Herkunftsland unterschiedlich verpackt:

Venezuela: In kegelförmigen Bündeln, sogenannten Pigtails, teils mit Bast, teils mit Bandeisen umschnürt, ganz unterschiedlich im Gewicht zwischen 15…35 kg.

Sierra Leone und Liberia: Unverpackt in Standard-Bündeln von 25 kg, mehrfach mit Eisendraht umwickelt, auf Längen von 20…30 cm geschnitten.

Madagaskar: In mit Bastmatten geschützten Ballen von 100 kg.

Nigeria: Nach Länge der abgeschnittenen Faser sortiert, unverpackt in Bündeln mit sehr unterschiedlichem Gewicht zwischen 20…60 kg.

Brasilien: In unverpackten, bis 1,50 m langen Bündeln, die mit Eisenband oder -draht verschnürt sind.

Markierung von Verpackungen
Mark07.gif (2224 Byte)

Vor Nässe schützen
Mark02.gif (2816 Byte)

Keine Handhaken verwenden
Mark04.gif (3269 Byte)

Vor Hitze (Sonneneinstrahlung)
schützen


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Transport

Symbole

Symbol Klasse 4.2

Selbstentzündlich,
Klasse 4.2 IMDG-Code
Symbol Klasse 4.1

Feuergefährlich
(entzündbare feste Stoffe),
Klasse 4.1 IMDG-Code
Symbol Stückgut

Stückgut



Verkehrsmittel

Schiff, Lkw, Bahn


Containerfähigkeit

Standard-Container unter Einhaltung des Wassergehalts von Ware, Verpackung und Wegerung


Umschlag

Bei feuchtem Wetter (Regen, Schnee) muss die Ladung vor Feuchtigkeit geschützt werden, da Piassava stark hygroskopisch ist und gerne Feuchtigkeit aufnimmt. Dies führt zu Muffigwerden und Verrottung.

Beim Umschlag dürfen keine Handhaken verwendet werden, da es zur Funkenbildung kommen kann, wenn der Haken auf Metallgegenstände trifft.

Des Weiteren gilt während des Umschlags absolutes Rauchverbot!


Staumaß

2,83…3,40 m3/t (Bündel) [1]
2,79…3,07 m3/t (Ballen) [11]
3,06…3,26 m3/t (Ballen) [1], [14]
4,25 m3/t (Bündel) [1], [14]


Stauplatzanforderungen

Kühl, trocken


Separation

Fasertauwerk, dünne Netze aus Fasern


Ladungssicherung

Die Ladung ist so zu sichern, dass die Bündel/Ballen bzw. die Umreifung nicht beschädigt werden. Durch das Platzen oder Aneinanderreiben von Bandeisen oder Drähten kann es zur Funkenbildung und Fremdentzündung kommen.


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Risikofaktoren und Schadenverhütung

RF Temperatur

Piassava erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Günstiger Reisetemperaturbereich: unbegrenzt…25°C

Piassava ist entfernt von Wärmequellen zu stauen.

In jedem Laderaum sollte die Möglichkeit für Temperaturmessungen geschaffen werden. Es sind tägliche Messungen durchzuführen und zu protokollieren.


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RF Feuchte

Piassava erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Bezeichnung Feuchte/Wassergehalt Quelle
Relative Luftfeuchte 65% [1]
Wassergehalt 16% [14]
Oberste Gleichgewichtsfeuchte 70% [1]


Der Wassergehalt kann sehr hoch sein, daher lose Piassava nicht mit feuchteempfindlichen Waren zusammenstauen.

Piassava reagiert stark hygroskopisch (Hygroskopizität). Sie muss vor See-, Regen- und Kondenswasser sowie vor zu hohen relativen Luftfeuchten geschützt werden, da es sonst zu Wertminderungen durch Muffigwerden, Verrottung und verrostete Bandeisen oder Drähte kommen kann.

Feuchte Piassava wird bei anschließender Trocknung brüchig und verliert an Elastizität.


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RF Lüftung

Piassava erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Wenn die Ware im verschiffungstrockenen Zustand verladen wird, stellt sie keine besonderen Ansprüche an die Lüftung.

Problematisch wird es, wenn Ware, Verpackung und/oder Wegerung zu feucht sind. Dann sollte wie folgt gelüftet werden:

Luftwechsel 10fach/h (Durchlüftung)

Da Piassava sehr gerne Sauerstoff absorbiert, muss vor Betreten des Laderaumes dieser gelüftet und gegebenenfalls eine Gasmessung durchgeführt werden, da aufgrund von Sauerstoffmangel Lebensgefahr bestehen kann.


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RF Biotische Aktivität

Piassava besitzt eine biotische Aktivität 3. Ordnung.

Sie gehört zu den Waren mit unterbrochenen Respirationsprozessen, bei denen jedoch weiterhin biochemische, mikrobielle u. a. Zersetzungsprozesse ablaufen.


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RF Gase

Piassava absorbiert sehr gerne Sauerstoff. Daher kann es in geschlossenen Laderäumen und Containern zu Sauerstoffmangel kommen. Vor Betreten der Laderäume sind diese zu lüften, und eine Gasmessung ist gegebenenfalls durchzuführen.

Der Anstieg des CO2– und CO-Gehalts ist ein Indikator für einen Ladungsbrand. Der MAK-Wert der Laderaumluft liegt bei 0,49 Vol.-%.


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RF Selbsterhitzung / -entzündung

Piassava wird nach IMDG-Code in die Klasse 4.1 (Entzündbare feste Stoffe) eingruppiert. Sie kann sich aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften und negativer äußerer Einflüsse (siehe unten) aber auch wie ein Stoff der Klasse 4.2 (Selbstentzündliche Stoffe) nach IMDG-Code bzw. GGVS verhalten.

Durch den hohen Zellulosegehalt ist Piassava durch Fremdentzündung feuergefährdet. Daher ist sie auf jeden Fall vor Funken, Feuer, offenem Licht und glimmenden Zigaretten zu schützen. Es gilt absolutes Rauchverbot! Funken können durch Platzen oder Aneinanderreiben der Eisenbänder oder -drähte (auch im Laderaum bzw. Container durch mangelhafte Ladungssicherung) entstehen und einen Ladungsbrand verursachen. Gemäß IMDG-Code sollten die Lüfteröffnungen, die zum Laderaum führen, mit funkensicherem Drahtgewebe versehen sein.

Piassava ist entfernt von tierischen und pflanzlichen Fetten/Ölen, Ölsaaten und -früchten, Kopra und Schmutzwolle zu stauen, da ölgetränkte Fasern einen Ladungsbrand begünstigen.

Die Brandbekämpfung ist am günstigsten mit CO2 oder mit Schaum durchzuführen.


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RF Geruch

Aktivverhalten Piassava ist geruchsneutral.
Passivverhalten Piassava ist gegenüber unangenehmem oder stechendem Geruch empfindlich.



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RF Verunreinigung

Aktivverhalten Piassava ist nicht verunreinigend.
Passivverhalten Piassava ist empfindlich gegenüber Verunreinigungen durch Staub, Schmutz, Fette/Öle und Rost sowie ölhaltigen Waren, wie Ölsaaten/-früchten, Kopra, Schmutzwolle u.a.m., da ölgetränkte Fasern Selbsterhitzung/Ladungsbrand begünstigen. Daher müssen die Laderäume bzw. Container entsprechend sauber und hygienisch einwandfrei sein. Ladungsreste von vorhergehenden Ladungen, wie Erzen, Steinen, Kohlen, Metallspänen, Düngemitteln u. a. m., führen zu Schäden.



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RF Mechanische Einflüsse

Es ist darauf zu achten, dass durch mechanische Einflüsse keine Beschädigungen an den Umreifungen entstehen.


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RF Toxizität / Gesundheitsgefährdung

Da Piassava stark sauerstoffabsorbierend ist, kann es im Laderaum bzw. Container zu lebensgefährlichem Sauerstoffmangel kommen. Daher ist vor Betreten des Laderaums dieser zu lüften und gegebenenfalls eine Gasmessung durchzuführen. Der MAK-Wert der CO2-Konzentration liegt bei 0,49 Vol.-%.


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RF Schwund / Abhandenkommen

Masseverluste können durch Austrocknen zu feucht verpackter Bündel/Ballen entstehen.

Mengenverluste werden durch Platzen der meist locker zusammengebundenen Bündel verursacht. Infolge nicht deutlich markierter Ballen kann es zu Mengenverlusten aufgrund von Fehl- und Falschauslieferungen kommen.


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RF Schädlingsbefall / Krankheiten

Kein Risiko!


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