Projektverladung als versicherungstechnisches Problem


Wo liegen die versicherungstechnischen Probleme?

Der Deckungsumfang und der Preis müssen kalkuliert werden. Es muss eine Risikoanalyse durchgeführt werden. Die Schadenverhütung ist ein ganz wichtiger Punkt.


Beim Deckungsumfang müssen u. a. folgende Punkte berücksichtigt werden:

Maximum & Sublimits für diverse Besonderheiten (z. B. Luftfrachtmehrkosten)
TBU (Transportbetriebsunterbrechungs-Versicherung)


Während der Deckungsumfang noch ein vergleichsweise kleines Problem darstellt, stellt die Prämienfindung den Underwriter vor größere Probleme:

Wie kann man ein solches Einzelrisiko "kalkulieren"?
Wie "kalkuliert" man eine TBU (Transportbetriebsunterbrechungs-Versicherung)?
Risikoausgleich im Kollektiv und in der Zeit …
… setzt eine Vielzahl von ähnlichen, (wenn nicht) identischen Risiken über einen längeren Zeitraum voraus


Wie kann das Risiko kalkuliert werden?

Wie kann überhaupt kalkuliert werden?

Bei einer laufenden (Projekt-)Police besteht die Möglichkeit, zunächst einen Frequenzschadenaufwand anhand der Schadenaufwendungen eines längeren, zurückliegenden Zeitraumes, z. B. der letzten 7 Jahre, zu veranschlagen (siehe Balkendiagramm der Abbildung 8, mit Ausnahme des Jahres 2004 ist dort über die Jahre ein recht gleichmäßiger Schadenaufwand zu sehen).




Abbildung 8

Das wäre dann die erste Komponente einer Kalkulation (der "Frequenzschadensockel"). Hinzu kommt eine Großschadenrücklage, um das Risiko eines einmaligen, besonders großen Schaden abzudecken. Diese kann nur individuell kalkuliert werden, jeder Versicherungsanbieter wird hier anders rechnen. Dann müssen die Kosten für Vertrieb, Verwaltung und Rückversicherung berücksichtigt werden. Inwieweit der Versicherer eine Gewinnmarge bei der Kalkulation berücksichtigt, bleibt ihm überlassen.

Das Risiko kann sich über die Zeit ändern, wenn der Kunde z. B. neue Produkte herstellt oder andere Zulieferer oder Dienstleister kontraktiert. Aus diesen Komponenten ergibt sich letztlich eine Jahresprämie.


Im folgenden werden drei Beispiele mit verschiedenen Zahlen vorgestellt. Dabei werden rein hypothetische Szenarien mit 16%, 20% und 24% Kosten- und Gewinnmarge des Versicherers durchgespielt:




Abbildung 9




Abbildung 10




Abbildung 11


Bei einer laufenden Police ergibt sich die Kalkulierbarkeit aus einer Vielzahl gleichartiger Transporte, Güter und Frequenzschäden im Jahr. Die Aufwände für einzelne Schadenfälle werden durch die anderen schadendreien Projekte mitgetragen. Der einzelne Großschaden wird über den langen Zeitraum einer schadenfreien Zeit "zurückverdient".

Das Änderungsrisiko kann eine Neubewertung und -kalkulation erforderlich machen. Deckt eine laufende Police auch Projektverladungen, so kann dies die Zuverlässigkeit der Kalkulation vermindern – und zwar erst recht, wenn solche Projektverladungen veränderte Risiken mit sich bringen (z. B. neue Güterdimensionen, andere Bestimmungsorte etc.). Dennoch kann man bei einer laufenden Police halbwegs von einer "Kalkulation" sprechen.

Wird eine Projektverladung aber als Einzelpolice versichert, sieht dies vollkommen anders aus: Es handelt sich um außergewöhnliche, einzigartige und meist sehr große Risiken. Der Versicherer kann daher seine Kalkulation so gut wie nicht auf Erfahrungen der Vergangenheit basieren, d. h., die Kalkulation ist im Grunde willkürlich. Um so wichtiger sind daher Risikoanalyse und Schadenverhütung. Es ist im Interesse sowohl des Versicherers als auch des Versicherungsnehmers, ein Risiko bzw. einen Schaden möglichst zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Letzterer ist an einer pünktlichen und einwandfreien Lieferung interessiert, zumal ansonsten bei solchen besonders großen, teuren, empfindlichen und schwer wiederzubeschaffenden Gütern oft hohe Konventionalstrafen fällig werden.

Das entsprechende Know-How ist somit unabdingbar. Ob dieses nun durch Vorhalten eigener Spezialisten abgedeckt wird oder von außen durch Dritte kommt, muss der Versicherer abwägen.




Abbildung 12



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