Foto des Monats – Juni 2021
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Akrobatik mit Beton am Stiel

Ein Tieflader transportiert eine Betonstütze, oder auch Pfeiler aus dem Hallen „hergestellt“ werden. Die natürlich ungewollte Akrobatik ist dabei, dass diese Stütze zwar verrutscht ist, aber die Fahrbahn nicht berührt. Das Holz, welches man dort sieht, liegt nur zur Sicherheit unter der Grundplatte. Der Fahrer hat es dorthin gelegt, damit zum einen die Straße nicht beschädigt wird und zum anderen, damit das Betonteil nicht kaputt geht, falls es weiterrutscht.


Foto des Monats - Juni 2021

Abbildung 1  [Polizei Recklinghausen]

Es lässt sich erahnen, dass die ganz Stütze gleichmäßig auf die rechte Fahrzeugseite gerutscht ist, aber wir haben noch bessere Bilder:


Foto des Monats - Juni 2021

Abbildung 2  [Polizei Recklinghausen]

Vorne ist der Stützenstiel soweit gerutscht, bis aus der Niederzurrung eine „Direktzurrung“ geworden ist. Da stellt sich die Frage, warum nicht gleich eine Direktzurrung verwand wurde.


Foto des Monats - Juni 2021

Abbildung 3  [Polizei Recklinghausen]

Die sehenswerteste Sicherung wurde hinten angebracht. Mehrere Ketten sind ineinander gehakt worden um sie kunstvoll durch die oberen Löcher zu schlaufen. Mit dem Erfolg, dass auch die Kette, bei der seitlichen Belastung durchgerutscht ist, sich also nicht wie viele „Experten“ erwartet hätten, verhakt und dadurch wie eine Direktzurrung wirkt. Mit Nichten!! Insbesondere Kurzgliederketten (andere dürfen auf der Straße auch gar nicht eingesetzt werden) rutschen recht gut über Kanten und, wie hier unschwer zu erkennen ist, durch Löcher im Beton. Das Holz liegt dort nur zur Sicherung, hier war der Fahrer geistesgegenwärtig um ggf. schlimmeres verhindert, denn noch schwebt die Stütze über der Fahrbahn. Warum ist die Stütze nur genau so weit gerutscht und warum hängt die rechte Kette lose? Weil sich einer der beiden Haken im Loch verhakt oder verklemmt hat. Nur deswegen ist diese „Akrobatik“ zu Stande gekommen. Was wollte der Fahrer mit dieser „kunstvollen“ Sicherung erreichen? Er wollte durch das Durchschlaufen drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einmal eine seitliche Sicherung durch die vermeintliche „Direktsicherung“ und eine Sicherung in Längsrichtung. Die oberen Löcher hat er deswegen gewählt, weil er „gefühlt“ noch etwas gegen das Kippen tun wollte.

  • Eine durchgeschlaufte Kette ist definitiv keine Direktzurrung! Zumindest nicht in seitlicher Richtung.
  • Der Sicherungseffekt in Längsrichtung ist lausig, geschätzt liegt er bei 30% der Ketten LC. Hierfür haben wir die Strecke vom LS-Punkt bis zur wirksamen Umlenkung der Kette am Beton mit 0,8m und die wirksame Länge der Kette bis zur Umlenkung mit 2,50m angenommen.
  • Der Kippsicherungseffekt ist ebenfalls marginal, denn er beschränkt sich auf die Niederzurrwirkung, denn die Kette(n) kreuzen sich fast genau im Schwerpunkt der Stützengrundplatte und wie wir gelernt haben rutscht die Kette durch.

Foto des Monats - Juni 2021

Abbildung 4  [Polizei Recklinghausen]

Unter der Bodenplatte der Stütze lag gebrauchtes Förderband-“Gummi“. Schauen wir genau hin, dann erkennen wir schon die Gewebestruktur des Bandes, also kein Gummi mehr. Dazu kommt, dass dieses „Gummi“ alles andere als sauber ist, dafür wurde es aber mindestens dreifach gelegt.

Es ist ja löblich, wenn versucht wird Dinge, die ihrem ursprünglichen Zweck nicht mehr dienen können, anderweitig weiterzuverwenden. Aber bitte nicht zur Ladungssicherung. In diesem Wort ist nämlich das Wort -Sicher- enthalten und diese falschverstandene „Recyclingmentalität“ (kommt ja nicht so darauf an…) ist hier vollkommen fehl am Platze und schlicht unsicher!!

Hier gehören saubere Schwerlastmatten hin!! Und kein Kram, der auf den Müll gehört bzw. dringend der Wiederverwertung zugeführt werden sollte (falls möglich).

Ladungssicherung:

  • Soll das Förderbandgummi weiterhin Verwendung finden, dann…
  • Direktzurrungen durch die unteren Löcher zur seitlichen Sicherung. Da die Spannelemente mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu lang sind, muss jeweils das gegenüberliegende Loch Verwendung finden.
  • Sicherung in Längsrichtung mit einer Kette durch die Unteren Löcher geschlauft und gerade nach hinten auf zwei der Zurrpunkte geführt. Dann liegt die Wirkung der Kette bei weit über 90% ihrer LC.
  • Das der Stiel vorne durch zwei Direktzurrungen, zu jeder Seite eine, gesichert werden soll, hatten wir schon erwähnt.
  • Werden saubere Schwerlastmatten verwand, würden vorne und hinten jeweils ein Gurt, als Niederzurrung angebracht, ausreichen.
  • Zur Sicherung in Längsrichtung würden wir wie oben beschrieben die durchgeschlaufte Kette verwenden.
  • Da wir Sicherheit sehr groß schreiben, würden wir Sichern wie oben beschrieben, aber das Förderbandgummi durch Schwerlastmatten ersetzen.
  • Die seitliche Sicherung kann auch durch Gurte vorgenommen werden, die als Umspannungen um den Stiel möglichst direkt vor der Bodenplatte angelegt werden. Diese übernehmen dann die Funktion der Mindestsicherung durch ihren Niederzurranteil und eine gute seitliche Direktsicherung.

Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen einen ladungssicheren Frühsommer




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