Foto des Monats – Februar 2021
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Wir bieten Ihnen diesen Monat wieder zwei Kolumnen an.

Foto des Monats - Februar 2021 Foto des Monats - Februar 2021
Schwangerer LKW Out of the Box!!


Out of the Box!!

Auch in diesem Monat haben wir die Möglichkeit Ihnen ein Bild des Monats aus dem Seeverkehr zu präsentieren. Dank unserer Zusammenarbeit mit dem Cargo Incidents Notification System (CINS) können wir einen delikaten Ladungssicherungsmangel „servieren“.

Der gelbe Container steht in der zweiten Lage eines Containerschiffes an Deck. Die kräftigen Stahlträger auf der rechten Bildseite gehören zu der Lashbrücke. Mit Laschen bezeichnet man im Seeverkehr das Sichern der Ladung. Die Containerstapel an Deck werden über kreuz gesichert, sodass jeder Stapel für sich, wie ein Turm steht und in sich gesichert ist. Ein Abstützen beim Nachbarturm ist nicht vorgesehen. Gesichert wir mit Stahlstangen und Spannschrauben.


Foto des Monats - Februar 2021

Abbildung 1  [CINS]

Auffällig ist die längliche Öffnung im Container in der zweiten Lage.


Foto des Monats - Februar 2021

Abbildung 2  [CINS]

Das Rätzel der Öffnung im Container ist schnell gelöst. Im Container waren Stahlrollen (Rundstäbe) aus Vollmaterial geladen. Das besondere an zylindrischer Ladung ist, dass sie rollen kann und somit keine (für die Ladungssicherung verwertbare Reibung) in seitlicher Richtung aufweist. Das heißt, dass die Ladung zu 100% gegen die seitlichen Beschleunigungen gesichert werden muss.

Diese Rundstäbe haben eine Masse von gut 5-7t das Stück. Durch ihre zylindrische Form haben sie nach dem „Losbrechen“ aus der Ladungssicherung (die offensichtlich lausig war) keine Reibung mehr, denn sie rollen jetzt im Seegang hin und her. Mit ihrer Masse und der Möglichkeit x-mal hin und her zu rollen hatte der Container, der augenscheinlich in recht gutem Zustand war, dieser Kraft nichts mehr entgegenzusetzen. Eine Gefahr für die Besatzung, das Schiff und die übrige Ladung. Man stelle sich vor, dass ein Besatzungsmitglied gerade den im Bild zu sehenden Niedergang benutzt hätte, oder die Rundstäbe wären in einen Gefahrgutcontainer gefallen, oder in einen Kühlcontainer voll mit Impfstoff.

Dabei liefert das Kapitel 5.2.14.10 „Rundstäbe und Profile“ des Containerhandbuches eine Vielzahl von Ideen und Möglichkeiten wie solche Ladung gut zu stauen und zu sichern ist.

Lange Rundstäbe, Profile und ähnliche Ladungen sind – insbesondere bei großen Massen – für den Transport auf Flats prädestiniert, sofern keine Wertminderung durch Korrosion zu befürchten ist.
 
Auf Flats – und speziell dort auf solchen mit Rungen – lassen sich derartige Ladungen zumeist problemlos verladen, packen und sichern. Seitliche Umspannungen und Absteifungen aus Holz in Längsrichtung dürften sich bei nahezu allen langen Teilen als schnelle und kostengünstige Lösung dazu anbieten. Open-Top-Container bieten einen besseren Schutz gegen klimatische Einflüsse und lassen auch eine rationelle Beladung zu, sind in den Ladungssicherungsmöglichkeiten gegenüber Flats jedoch beschränkt.
 
 
Nur unter Schwierigkeiten und dem Einsatz spezieller Hilfsmittel bzw. Arbeitsmethoden lassen sich die oben genannten Ladungen in Standard-Boxcontainer verladen, wobei das Beladen oft leichter als das spätere Entladen ist.
 
 
Relativ problemlos ist eine Beladung möglich, wenn spezielle Lastaufnahmeeinrichtungen, wie z. B. besonders konstruierte C-Haken, zur Verfügung stehen.
 
 
    Einsetzen eines Rundstabes in einen Boxcontainer mittels C-Haken

 
Die Beladung mit gängigen Flurförderzeugen, wie z. B. Gabelstaplern geringerer Tragfähigkeit, ist aus unterschiedlichen Gründen nicht sehr wirtschaftlich:

  • Mit den Staplern muss mehrfach manövriert werden, um die Ladungsteile längs im Türbereich des Containers zu platzieren.

  • Mit dem Gabelstapler müssen die Ladungen in den Container geschoben werden, dadurch steigt das Risiko von Bodenbeschädigungen drastisch an.


Der Umschlag kann rationeller gestaltet werden, wenn – relativ zum Ladungsgewicht – Gabelstapler mit sehr hoher Tragfähigkeit eingesetzt werden können, da bei der abgebildeten Methode der Lastschwerpunktabstand sehr weit vom Gabelrücken entfernt ist.
 
 
   Einsatz eines Gabelstaplers mit hoher Trag-
 fähigkeit

 
Die eingesetzten Stapler müssen von der Tragfähigkeit her extrem überdimensioniert sein, da es sonst zu einer Beschädigung der Gabeln und der Hubeinrichtung durch einseitig wirkende Kräfte kommen kann.
 
 
  
  falsch: Der Containerboden kann beim Einschieben verschrammt werden – und am Gerät kann es zu Beschädigungen kommen.

 
Bei dem hier gezeigten Einsatz des Gabelstaplers ist die Kette zu lang gewählt. Die Frontpartie des Rundstabes berührt den Boden. Der Hubmast kann nicht weiter eingetoppt werden. Ein Anheben der Gabeln hilft nur bedingt, da nicht alle Gabelstapler einen so großen Freihub oder eine so geringe Bauhöhe haben, dass die Ladung direkt abgelegt werden kann. In den meisten Fällen werden die Ladungen letztlich durch Hineinschieben platziert.
 
 
  Einsetzen eines Rundstabes mit Gabelstapler

 
Mit zwei befestigten Ketten lässt sich der Rundstab besser dirigieren. Wenn Keile nach dem Absetzen provisorisch gegen Wegrollen gesetzt werden, dient das der Unfallverhütung. Zur Ladungssicherung sind sie nur bedingt geeignet.
 
 
  Gefahr schädlicher Durchbiegung

 
Geprüft werden muss in jedem Fall, ob die Ladung einen Umschlag in der gezeigten Art verträgt, oder ob die Ware dadurch Schaden nehmen könnte.


Warnung: Der demonstrierte Gabelstaplereinsatz darf nur praktiziert werden, wenn weder Verstöße gegen geltende Unfallverhütungsvorschriften noch Warenschäden zu befürchten sind.
 
 
  Einsetzen von Profilen mittels Gabelstapler

 
  Lückenloses Stauen oder das Ausfüllen von Lücken ist Grund-
bedingung.
Vorteilhaft: Puffer-Stau (buffer-stow) im Türbereich

 
Unbedingt richtig und wichtig ist, dass die vordere Stirnwand des Containers mit ausreichend starken und hohen Kanthölzern geschützt wird, bevor mit dem Einschieben oder Absetzen der Rundstäbe begonnen wird. Steht – wie im Türbereich – ein passender Rundstab zur Verfügung, sollte dieser als Puffer benutzt werden. Das ist natürlich nur – so wie hier – bei einlagiger Verladung möglich. Bei korrekter Dimensionierung der Hölzer oder der Verwendung von Ladung als Puffer wird ein Durchstoßen der vorderen Stirnwand und der Türen ausgeschlossen.
 
 
  falscher Materialeinsatz: die Keile

 
Teure Keile zum "Ausstopfen" von Lücken oder als "Festlegehölzer" zu benutzen, ist nicht sinnvoll. Positiv muss vermerkt werden, dass die Keile für den gezeigten Einsatz richtig geschnitten sind. Es kann in die Faserseite genagelt werden. Nur, was sollen zwei, drei oder auch vier Nägel gegen die Massen ausrichten, wenn sie in einen zölligen Containerboden geschlagen werden? Aussteifen der Lücken mit Kantholz-Sägeabschnitten oder Riegelformaten (wie z. B. 6 cm x 8 cm) ist absolut ausreichend. Selbst Dachlattenformate (von z. B. 3 cm x 5 cm oder 4 cm x 6 cm) wären noch ausreichend. Diese Hölzer brauchen nur eingepasst und am Boden angeheftet werden.
 
 
  Fehleinsatz von Holzkeilen

 
Hier ist der Fehleinsatz der Keile noch deutlicher. Und: Falsch geschnittene Keile sind auch dabei.
 
 
trotz richtig geschnittener Keile: Ergebnis mangelhaft!

 
Zwar sind die Keile richtig geschnitten, aber eine hinreichende Sicherungskraft kann damit nicht erreicht werden. Die eingeschlagenen Nägel können in einem etwa einzölligen Containerboden keinen ausreichenden Scherwiderstand entwickeln. An den Rundstäben sind die Keile zur seitlichen Sicherung jedoch falsch angesetzt.
 
Bei einlagiger Verladung bietet sich folgende Arbeitsweise an:
 
 
  Pufferholz an der vorderen Stirnwand des Containers


 
Als Erstes wird ein ausreichend starkes und hohes Kantholz zwischen die Eckpfosten der vorderen Containerstirnwand eingepasst. Stehen Hölzer entsprechender Dicke und Höhe nicht zur Verfügung, wird der Holzpuffer aus mehreren Kanthölzern hergestellt. Die Hölzer sollten mindestens die halbe Höhe der zu ladenden Rundstäbe haben.
 
 
  Rundstab aus der Ladung als Puffer


 
Sind unter der zu verladenden Partie auch kürzere Rundstäbe, die quer in den Container passen, kann alternativ einer davon als Puffer benutzt werden. Das ansonsten erforderliche Pufferholz kann dadurch eingespart werden.
 
 
  gegen den Stirnwandpuffer geladene Rundstäbe


 
Gegen den Stirnwandpuffer und jeweils stramm an die Containerseite werden die Rundstäbe geladen. Aus Sicherheitsgründen sollten jeweils kleine Holzkeile seitlich an die bereits geladenen Stäbe angelegt werden, damit diese in Position bleiben.
 
 
  zwischen den Rundstäben ausgesteifte Lücke

 
  Holzabsteifung zum Ausfüllen der Lücke zwischen den Stäben

 
Es wird der genaue Abstand zwischen den Stäben bestimmt und die Höhe des Mittelpunktes. Aus Holzresten und einem um wenige Millimeter länger als passgenau geschnittenen Holz werden zwei der abgebildeten Holzpallungen außerhalb des Containers gebaut und anschließend zwischen den Stäben eingepasst.
 
 
Nur das Kantholz in Höhe der Mittelachse der Stäbe muss korrekt zugeschnitten sein. Durch die geringe Überlänge um wenige Millimeter müssen die Hölzer quer eingetrieben werden und garantieren dadurch eine etwas größere Berührungsfläche. Die anderen Hölzer können aus Abfall und Resten genommen werden.
 
 
  Vergrößerung der Berührungsflächen


 
Für die streifenförmige Auflage bei (a) kann mit 100 daN pro Quadratzentimeter Berührungsfläche gerechnet werden. Durch Ausfräsen der Enden mit der Kettensäge (b) oder das Einschneiden eines leichten Geißfußes (c) kann die Auflagefläche und auch der Halt der Hölzer verbessert werden.

 
 
  Setzen der Quersteifen in der Draufsicht

 
Zweckmäßigerweise setzt man die Absteifungen jeweils ein Viertel der Stablänge von den Enden der Stäbe entfernt.
 
Reichen die errechneten Werte bei zwei Quersteifen für die Ladungsmasse nicht aus, sind entsprechend stärkere Hölzer oder eine größere Anzahl von Quersteifen zu nehmen.
 
 
  Auflageriegel für eine Spreizpallung

 
In Nähe der Pallung wird die Innenbreite des Containers innerhalb der Sicken gemessen. Nach genau dieser Länge wird ein Riegel von 6 cm x 8 cm oder ein Kantholz von 8 cm x 8 cm zugeschnitten und anschließend in den Container eingepasst.
 
 
  Absteifung und Basisholz für eine Spreizpallung

 
Alternativ zu den vier vorhergehenden Arbeitsschritten kann wie folgt verfahren werden:
 
 
 
  kombiniertes Holz zum Einhängen von oben

 
Nach dem Lückenmaß wird ein Kantholz exakt zugeschnitten. Wie zuvor beschrieben wird ein Riegel nach dem Innenmaß des Containers zwischen den Sicken zugeschnitten und unter Verwendung einiger Resthölzer mittig so unter das Basisholz für die Spreizpallung genagelt, dass es die Lücke zwischen den Rundstäben exakt ausfüllt:
 
 
 
  "Kombiholz" im Einsatz

 
Über die Größe der Berührungsflächen und die Berechnung der erreichbaren Festigkeitswerte gilt das vorher Gesagte.
 
Auf das Basisholz werden zwei Spreizhölzer (a) zugeschnitten und gemäß der folgenden Skizze so eingepasst, dass sie sich an den Dachlängsträgern abstützen. Mit einigen Hammerschlägen (b) werden die Hölzer auseinander getrieben und mit einem Sicherungsholz (c) an einer Bewegung nach innen gehindert. Dieses Holz wird mit einigen Nägeln angeheftet.
 
 
  Spreizpallung zur Sicherung von Rundstäben

 
Eine Sicherung der Spreizhölzer gegen Längsverschub ist nicht erforderlich, wenn sie im oberen Bereich direkt in die Sicken des Containers eingepasst sind. Bei glatten Containerwänden wäre ein „Verschwertern“ in Längsrichtung allerdings unabdingbar.

Die Rundstäbe sind jetzt in Querrichtung so festgelegt, dass sie allen auftretenden Bewegungen während des Transportes standhalten können:
 
 
  Wirksamkeit der Spreizpallung unter 45°-Neigungswinkel zur Seite

 
Gegen Bewegungen in Längsrichtung sind Lücken im Türbereich abzusteifen. Welche Methode gewählt wird, hängt von der Ladungsmasse, der Größe der Lücken und ähnlichen Faktoren ab.
 
 
  Varianten der Längsabsteifung

 
Eine Pallung für mittlere Ladungsgewichte zeigt diese Abbildung:
 
 
 

 
Die längs eingepassten Hölzer haben das Format 10 cm x 10 cm. Es stehen damit insgesamt 300 cm² Holzquerschnittsfläche zur Verfügung, die senkrecht zur Faser der Querhölzer des Formats 14 cm x 14 cm drücken. Nach Faustregel ist die Pallung in Längsrichtung mit 300 cm² Holzquerschnitt x 30 daN/cm² Holzquerschnittsfläche = 9.000 daN belastbar. Hätten die Längshölzer auch das Format 14 cm x 14 cm besessen, hätte sich die Belastbarkeit nahezu verdoppelt: 3 x 14 cm x 14 cm x 30 daN/cm = 17.640 daN.
 
 
Fachbegriffe aus unserem Containerhandbuch haben wir in einem Glossar erläutert. Dieses finden Sie hier.

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