Silbernitratmethode [English version]


Texte: Doz. Dr. phil. habil. Renate Scharnow
Versuchsdurchführung: Frau Dipl.-Ing. (FH) Marlis Kühn
Fotos: Prof. Dr. habil. Ulrich Scharnow


Anwendungsbereich


Beim Transport von Waren über See kommt es immer wieder vor, dass Teile der Ladung Nässeschäden aufweisen. Diese Schäden können ihre Ursache in Befeuchtung durch Schweißwasser (Kondensationswasser), aber auch durch Eindringen von Seewasser in den Laderaum oder Container haben.

Um diese Ursachen voneinander zu trennen bzw. die Seewasserbeschädigung auszuschließen, wird der Seewassertest nach der Silbernitratmethode durchgeführt, mit der Chlorionen nachgewiesen werden können.

Abbildung 1 zeigt einen Testbeutel, der, nach den Verfärbungen zu urteilen, offenbar durch Wasser beschädigt wurde. Ob es sich um einen Schweißwasserschaden oder Seewasserschaden handelt, ist optisch nicht zu erkennen.

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Abbildung 1


Der Test beruht darauf, dass eine Flüssigkeit, in der Chlorionen enthalten sind, bei der Zugabe von Silbernitratlösung (0,1 mol/L) sofort in eine weißliche Lösung umschlägt. Sind diese Chlorionen nicht vorhanden, so bleibt die Lösung klar und durchsichtig.

Abbildung 2 zeigt die für den Test erforderliche Ausrüstung:

ein Fläschchen mit Silbernitrat (AgNO3), möglichst in einer Tropfflasche, Lösung vor Luft schützen; eine Flasche mit destilliertem Wasser (H2O) und zwei Bechergläser.

2asilbe.jpg (16837 Byte) Abbildung 2


Es sind immer mindestens zwei Proben zu entnehmen, eine Probe vom beschädigten Erzeugnis und eine sogenannte Null-Probe (o. Blindprobe), auch als Konterprobe bezeichnet, aus einem Bereich, in dem keine Seewasserbeschädigung stattgefunden haben kann. Hierzu eignen sich bei kleineren Schäden die Unterseite des Sacks oder andere entfernt liegende Ladungsstücke, die nicht beschädigt sein können.

Die Null-Probe ist notwendig, um auszuschließen, dass im Erzeugnis oder in den Säcken, die nicht beschädigt wurden, bereits Chlorionen enthalten sind. Ist dies der Fall, wird sich auch die Null-Probe mehr oder weniger verfärben. In diesem Fall wären dann weitergehende Untersuchungen erforderlich, die in einem Labor durchzuführen sind. Der Besichtiger entnimmt in diesem Fall mehrere Proben, die einzeln in Plastiktütchen verpackt und gut beschriftet werden. Man sollte von den Entnahmestellen einen Lageplan anfertigen.

Der einfache Nachweis von Seewasser erfolgt am besten sofort an Bord durch den Besichtiger, der die Proben gezielt dort entnehmen kann, wo die Möglichkeit des Eindringens von Seewasser besteht.


Testdurchführung

1. Prüfung einer Verfärbung von Jutesäcken auf Befeuchtung mit Seewasser. Entnehmen Sie den vermutlich durch Seewasser beschädigten Sack Faserteile, und geben Sie diese in das Glas A, siehe Abbildung 3.

2. Der gleiche Vorgang erfolgt an einem unbeschädigten Sack, der an einer Stelle liegt, wo eine Seewasserbeschädigung unwahrscheinlich ist. Diese Probe kommt in das Glas B, siehe Abbildung 3.

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Abbildung 3: Links die Probe des beschädigten Sacks, rechts die Probe eines unbeschädigten Sacks.


3. Als nächsten Schritt geben Sie in jedes Glas etwa 100 ml destilliertes Wasser. Sie können das nach Augenmaß hinzugeben, achten dabei aber darauf, dass möglichst die gleiche Menge in jedes Glas gegeben wird, siehe Abbildung 4 und 5.

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Abbildung 4 Abbildung 5


4. Jetzt rühren Sie beide Proben im Wasser und spülen vorhandene Chlorionen durch mechanisches Bewegen und Schütteln aus, siehe Abbildung 6.

6asilbe.jpg (17469 Byte) Abbildung 6


5. Nun geben Sie mit einer Pipette oder einfach aus Ihrer Tropfflasche einige Tropfen Silbernitratlösung in die Probe A (Abbildung 7 und 8), die sich bei positivem Ausgang schon nach dem ersten Tropfen verfärbt.

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Abbildung 7: Zugabe von einigen Tropfen Silbernitratlösung zur Probe A Abbildung 8: Die Probe A verfärbt sich schon nach Zugabe des ersten Tropfens.


6. Jetzt wird auch der Null-Probe Silbernitrat zugegeben. Erfolgt keine Reaktion, und das Wasser bleibt klar, so ist die erste Probe A wahrscheinlich durch Seewasser beschädigt, siehe Abbildung 9. Findet auch in der zweiten Probe ein Umschlag statt, so ist die Seewasserbeschädigung nicht sicher. Es werden, wie oben beschrieben, mehrere Proben genommen und ins Labor gegeben, um dort die Seewasserbeschädigung durch umfangreichere Messungen zu bestätigen oder auszuschließen.

9asilbe.jpg (21120 Byte) Abbildung 9


Abbildung 10 zeigt den chemischen Vorgang der Fällungsreaktion.

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Abbildung 10


Test bei Getreide oder Futtermitteln

Die Abbildungen 11 bis 13 zeigen den gleichen Test an einer Getreideprobe aus Säcken, in denen infolge Nässe Verschimmlung eingetreten ist. Die Null-Probe wurde unbeschädigten Säcken entnommen.

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Abbildung 11


Der Umschlag auf Bild 12 und 13 zeigt, dass hier kein Schweißwasser, sondern Salzwasser als Ursache für die Feuchtebeschädigung wahrscheinlich ist, die letztlich zur Schimmelbildung führte.

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Abbildung 12: Farbumschlag bei Probe A nach Zugabe von Silbernitratlösung

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Abbildung 13: Kein Farbumschlag bei Probe B, woraus man schließen kann,
dass es sich um eine Seewasserbeschädigung handelt.


Vor allem bei Futtermitteln muss mit der Anwesenheit von Chlorionen in der unbeschädigten Ware gerechnet werden. Hier helfen gegebenenfalls umfangreichere Methoden weiter.

Die Entnahmestellen sind gut zu beschreiben oder zu fotografieren.

Unbehandelte Proben sollten in verschlossenen Plastiktütchen sichergestellt werden.


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