Sisalhanf [English version]

Inhaltsverzeichnis

Allgemein:
Informationen zur Ware
Verpackung
Transport
  Containerfähigkeit
  Ladungssicherung


Risikofaktoren und Schadenverhütung:
Temperatur Geruch
Feuchte Verunreinigung
Lüftung Mechanische Einflüsse
Biotische Aktivität Toxizität /  Gesundheitsgefährdung
Gase Schwund / Abhandenkommen
Selbsterhitzung / -entzündung Schädlingsbefall / Krankheiten




Informationen zur Ware

Warenname

Deutsch Sisalhanf
Englisch Sisal hemp
Französisch Fibre de sisal
Spanisch Fibra de sisal
Wissenschaftlich Agave sisalana
KN/HS-Nummer * 5304 ff.


(* Kombinierte Nomenklatur / Harmonisiertes System der EU)



Warenbeschreibung

Sisalhanf gehört zu den Fasern/Faserstoffen, die wie folgt unterschieden werden [24]:

Pflanzenhaare:

Samenhaare der Baumwolle
Fruchthaare des Kapokbaums


Stängelfasern zweikeimblättriger Pflanzen (Weichfasern):

Lein, Ramie (feine Spinnfasern)
Hanf, Jute, Kenaf (grobe Spinnfasern)


Blattfasern (Hartfasern):

Sisal, Manilahanf, Palmfasern (schlechte Spinneigenschaften)


Bast:

Linde, Raphiapalme, Weide


Flechtmaterial:

Kokosfaser, Peddigrohr, Halfa, Piassava, Esparto


Sisalhanf ist eine 60…100 cm lange Faser aus den schwertförmigen Blättern (Blattfaser) der etwa 2 m hohen Sisalalgave (Agave sisalana) der Familie der Liliengewächse (Liliaceae).

Der Ursprung der Sisalpflanze ist die in Mexiko heimische Hennequenpflanze. Mexiko-Sisal hieß dementsprechend früher Hennequen. Heutzutage haben in Ostafrika meist große Plantagen besondere Bedeutung erlangt.

Sisalhanf gehört wie der Manilahanf zu den Hartfasern, daher wird er auch Hartfaserhanf genannt. Die Fasern sind von weißer bis gelblich-weißer Farbe, widerstandsfähig, geschmeidig und leicht im Gewicht. Von der Qualität her steht Sisalhanf dem Manilahanf nur wenig nach.

Die Fasern werden mittels Dekortikatoren aus den frischen Blättern gewonnen, gewaschen und an der Sonne getrocknet. Ein Dekortikator ist ein vollautomatisch arbeitendes Gerät, dem die Sisalblätter in Querlage mit einem Transportband zugeführt werden. Dabei wird das Blattgewebe durch Abquetschen, Abschaben und Waschen entfernt. Erfolgt dieser Vorgang nicht sorgfältig, werden die Fasern fleckig.

Der Blattquerschnitt lässt erkennen, dass die Blätter durch eine Wachsschicht (Kutikula) geschützt sind (55% Cutin, 20% Wachs) und die Verteilung der Faserstränge über das gesamte schwammige Parenchym erfolgt (siehe Abbildung 4).


Qualität / Lagerdauer

Nasse, feuchte oder mit Öl beschmutzte Ballen sind von der Beladung zurückzuweisen, da es während der Transporte zu Wertminderungen durch Verfärbungen, Stockigwerden und Korrosion unter den Metallbändern kommen kann. Bei Ladungsübernahme ist daher eine Feuchtemessung durchzuführen.

Normalerweise hat der Hanf eine weißliche bis gelbliche Farbe. Zu feuchter Hanf verfärbt sich schwarz. Dunkle Flecken, die durch Feuchteeinfluss entstanden sind, können mit Flecken verwechselt werden, die bei unsachgemäßer Trocknung der Sisalfasern ("Sonnenbrand") entstanden sind (Vorreiseschäden).

Bei Einhaltung der entsprechenden Temperatur- und Feuchtebedingungen stellt die Lagerdauer keine Restriktion bezüglich der Transport- und Lagerfähigkeit dar.


Verwendungszweck

Sisalhanf wird aufgrund seiner hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuchtigkeit überwiegend zu Seilerwaren (Tauwerk, Bindegarn etc.), Bürsten, Segeltüchern, Persenningen, Markisen, Säcken und groben Geweben verarbeitet. Neben den langen Faserbündeln fallen auch kurze an, die als Polstermaterial, Papierrohstoff oder für Bauplatten eingesetzt werden.


Abbildungen

(Durch Anklicken der einzelnen Abbildungen werden diese vergrößert dargestellt.)

Foto Sisal

Abbildung 1
Zeichnung Sisal

Abbildung 2
Zeichnung Sisal

Abbildung 3


Die Abbildungen 4 bis 27 zeigen die Herstellung von Sisalhanf in Mexiko:



Abbildung 4


Abbildung 5


Abbildung 6


Abbildung 7


Abbildung 8


Abbildung 9


Abbildung 10


Abbildung 11


Abbildung 12


Abbildung 13


Abbildung 14


Abbildung 15


Abbildung 16


Abbildung 17


Abbildung 18


Abbildung 19


Abbildung 20


Abbildung 21


Abbildung 22


Abbildung 23


Abbildung 24


Abbildung 25


Abbildung 26


Abbildung 27



Herkunftsländer

Die hier aufgeführte Tabelle stellt nur eine Auswahl der wichtigsten Herkunftsländer dar und ist nicht als vollständig zu bezeichnen.

Europa  
Afrika Angola, Kenia, Madagaskar, Mocambique, Tansania
Asien Indonesien
Amerika Mexiko, Haiti, Kuba
Australien  


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Verpackung

Sisalhanf wird in Bündeln längs gelegt, wobei die Fasern parallel liegen müssen, damit sie nicht brechen. Unverpackt werden die Bündel zu Ballen zusammengefasst, die zum größten Teil mit Bandeisen oder Draht verschnürt sind, und nur sehr selten mit Tauwerk (z. B. in Brasilien). Auf einer Seite wird häufig ein Stück Sacktuch für die Beschriftung eingelegt.

Markierung von Verpackungen
Mark07.gif (2224 Byte)

Vor Nässe schützen
Mark02.gif (2816 Byte)

Keine Handhaken verwenden
Mark04.gif (3269 Byte)

Vor Hitze (Sonneneinstrahlung)
schützen


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Transport

Symbole

Symbol Klasse 4.2

Selbstentzündlich,
Klasse 4.2 IMDG-Code
Symbol Klasse 4.1

Feuergefährlich
(entzündbare feste Stoffe),
Klasse 4.1 IMDG-Code
Symbol Stückgut

Stückgut



Verkehrsmittel

Schiff, Lkw, Bahn


Containerfähigkeit

Standard-Container unter Einhaltung des Wassergehalts von Ware, Verpackung und Wegerung


Umschlag

Bei feuchtem Wetter (Regen, Schnee) muss die Ladung vor Feuchtigkeit geschützt werden, da Sisalhanf stark hygroskopisch ist und gerne Feuchtigkeit aufnimmt. Dies kann zur Verfärbung und zum Stockigwerden führen. Bei starkem Einfluss von See- und Regenwasser setzt Verschimmelung im Balleninneren ein, während die Außenflächen wieder abtrocknen. Außerdem kann Sisalhanf durch Wasserdampfaufnahme aufquellen, wodurch sich sein Volumen stark vergrößert. Äußerlich ist ein hoher Wassergehalt nur schwer zu erkennen, da sich selbst bei einem Wassergehalt von 25…30% Sisalhanf noch nicht feucht anfühlt.

Beim Umschlag dürfen keine Handhaken verwendet werden, da es zur Funkenbildung kommen kann, wenn der Haken auf Metallgegenstände trifft.

Des Weiteren gilt während des Umschlags absolutes Rauchverbot!


Staumaß

2,55…3,68 m3/t [1]


Stauplatzanforderungen

Kühl, trocken


Separation

Fasertauwerk, dünne Netze aus Fasern


Ladungssicherung

Die Ladung ist so zu sichern, dass die Ballen bzw. die Umreifung nicht beschädigt werden. Unbeschädigte Umreifungen sind die Voraussetzung, um die Pressung der Ballen während des Transports beizubehalten. Ist sie zerstört, lockert sich die Pressung, was gleichzeitig eine erhöhte Sauerstoffzufuhr ins Innere der Ballen zur Folge hat. Dies fördert wiederum die Gefahr der Entzündung oder unterstützt ein bereits entstandenes Feuer. Durch das Platzen oder Aneinanderreiben des Bandeisens kann es zur Funkenbildung und Fremdentzündung kommen.


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Risikofaktoren und Schadenverhütung

RF Temperatur

Sisalhanf erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Günstiger Reisetemperaturbereich: unbegrenzt…25°C

Sisalhanf ist entfernt von Wärmequellen zu stauen.

In jedem Laderaum sollte die Möglichkeit für Temperaturmessungen geschaffen werden. Es sind tägliche Messungen durchzuführen und zu protokollieren.


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RF Feuchte

Sisalhanf erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Bezeichnung Feuchte/Wassergehalt Quelle
Relative Luftfeuchte 55% [1]
Wassergehalt 5…12% [1]
Oberste Gleichgewichtsfeuchte 55% [1]


Sisalhanf reagiert stark hygroskopisch (Hygroskopizität). Er muss vor See-, Regen- und Kondenswasser sowie vor zu hohen relativen Luftfeuchten geschützt werden, da die Gefahr der Verfärbung und des Stockigwerdens besteht. Bei starkem Einfluss von See- und Regenwasser setzt Verschimmelung im Balleninneren ein, während die Außenflächen wieder abtrocknen.

Außerdem kann Sisalhanf durch Wasserdampfaufnahme aufquellen, wodurch sich sein Volumen stark vergrößert. Äußerlich ist ein hoher Wassergehalt nur schwer zu erkennen, da sich selbst bei einem Wassergehalt von 25…30% Sisalhanf noch nicht feucht anfühlt.

Dunkle Flecken, die durch Feuchteeinfluss entstanden sind, können mit Flecken verwechselt werden, die bei unsachgemäßer Trocknung der Sisalfasern ("Sonnenbrand") entstanden sind (Vorreiseschäden).

Vor der Beladung werden Feuchtemessungen empfohlen. Durch Feuchte beschädigte Ballen sind von der Ladungsübernahme auszuschließen.


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RF Lüftung

Sisalhanf erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Wenn die Ware im verschiffungstrockenen Zustand verladen wird, stellt sie keine besonderen Ansprüche an die Lüftung.

Problematisch wird es, wenn Ware, Verpackung und/oder Wegerung zu feucht sind. Dann sollte wie folgt gelüftet werden:

Luftwechsel 10fach/h (Durchlüftung)

Da Sisalhanf sehr gerne Sauerstoff absorbiert, muss vor Betreten des Laderaumes dieser gelüftet und eine Gasmessung gegebenenfalls durchgeführt werden, da aufgrund von Sauerstoffmangel Lebensgefahr bestehen kann.


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RF Biotische Aktivität

Sisalhanf besitzt eine biotische Aktivität 3. Ordnung.

Er gehört zu den Waren mit unterbrochenen Respirationsprozessen, bei denen jedoch weiterhin biochemische, mikrobielle u. a. Zersetzungsprozesse ablaufen.


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RF Gase

Sisalhanf absorbiert sehr gerne Sauerstoff. Daher kann es in geschlossenen Laderäumen und Containern zu Sauerstoffmangel kommen. Vor Betreten der Laderäume sind diese zu lüften, und eine Gasmessung ist gegebenenfalls durchzuführen.

Der Anstieg des CO2– und CO-Gehalts ist ein Indikator für einen Ladungsbrand. Der MAK-Wert der Laderaumluft liegt bei 0,49 Vol.-%.


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RF Selbsterhitzung / -entzündung

Sisalhanf hat einen Ölgehalt von 8,7…20% (Wachse).

Sisalhanf wird nach IMDG-Code in die Klasse 4.1 (Entzündbare feste Stoffe) eingruppiert. Er kann sich aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften und negativer äußerer Einflüsse (siehe unten) aber auch wie ein Stoff der Klasse 4.2 (Selbstentzündliche Stoffe) nach IMDG-Code bzw. GGVS verhalten.

Durch den hohen Zellulosegehalt ist Sisalhanf besonders durch Fremdentzündung feuergefährdet. Daher ist er auf jeden Fall vor Funken, Feuer, offenem Licht und glimmenden Zigaretten zu schützen. Es gilt absolutes Rauchverbot! Funken können durch Platzen oder Aneinanderreiben des Bandeisens (auch im Laderaum bzw. Container durch mangelhafte Ladungssicherung) entstehen und einen Ladungsbrand verursachen. Gemäß IMDG-Code sollten die Lüfteröffnungen, die zum Laderaum führen, mit funkensicherem Drahtgewebe versehen sein.

Durch den Einfluss von Feuchtigkeit, tierischen und pflanzlichen Fetten/Ölen, Ölsaaten und -früchten, Kopra und Schmutzwolle wird die Gefahr der Entzündung noch erhöht.

Die Brandbekämpfung ist am günstigsten mit CO2 oder mit Schaum durchzuführen. Bei der Brandbekämpfung das Bandeisen nicht sprengen bzw. die Ballen nicht aufschlagen, da durch die Lockerung der Pressung eine erhöhte Sauerstoffzufuhr entsteht und das Feuer nicht wirksam bekämpft werden kann.

Die Brandbekämpfung darf nicht mit Wasser durchgeführt werden, da durch das Quellungsvermögen des Sisalhanfs Beschädigungen an den Laderaum- bzw. Containerwänden entstehen können.


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RF Geruch

Aktivverhalten Sisalhanf hat einen leicht angenehmen Geruch. Ein auffallend dumpfig-muffiger Geruch deutet auf Schäden durch Feuchte hin.
Passivverhalten Sisalhanf ist gegenüber unangenehmem oder stechendem Geruch empfindlich.



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RF Verunreinigung

Aktivverhalten Sisalhanf ist nicht verunreinigend
Passivverhalten Sisalhanf ist empfindlich gegenüber Verunreinigungen durch Staub, Schmutz, Fette/Öle und Rost sowie ölhaltigen Waren, wie Ölsaaten/-früchten, Kopra, Schmutzwolle u.a.m., da ölgetränkte Fasern Selbsterhitzung/Ladungsbrand begünstigen. Daher müssen die Laderäume bzw. Container entsprechend sauber und hygienisch einwandfrei sein. Ladungsreste von vorhergehenden Ladungen, wie Erzen, Steinen, Kohlen, Metallspänen, Düngemitteln u. a. m., führen zu Schäden. Die Verunreinigung durch Rost kann u. a. durch rostiges Bandeisen entstehen. Rostiges Bandeisen verursacht Verfärbungen der Sisalfasern durch abgeplatzte Rostteilchen, die sich in den Sisalfasern verfangen, wodurch der Spinnprozess beeinträchtigt wird.



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RF Mechanische Einflüsse

Sisalhanf muss so gelagert und transportiert werden, dass die Fasern nicht brechen. Es ist darauf zu achten, dass durch mechanische Einflüsse keine Beschädigungen an den Umreifungen entstehen, was eine Erhöhung der Brandgefahr infolge Lockerung der Pressung der Ballen und erhöhte Sauerstoffzufuhr zur Folge hat.


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RF Toxizität / Gesundheitsgefährdung

Da Sisalhanf stark sauerstoffabsorbierend ist, kann es im Laderaum bzw. Container zu lebensgefährlichem Sauerstoffmangel kommen. Daher ist vor Betreten des Laderaums dieser zu lüften und gegebenenfalls eine Gasmessung durchzuführen. Der MAK-Wert der CO2-Konzentration liegt bei 0,49 Vol.-%.


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RF Schwund / Abhandenkommen

Infolge nicht deutlich markierter Ballen kann es zu Mengenverlusten aufgrund von Fehl- und Falschauslieferungen kommen.


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RF Schädlingsbefall / Krankheiten

Von den Pilzerkrankungen hat die Stammfäule (bole rot), die durch Aspergillus niger hervorgerufen wird, Bedeutung. Die Infektion erfolgt von den abgeschnittenen Blattstümpfen her. Deshalb wird empfohlen, Sisal möglichst bei trockenem Wetter zu schneiden.


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