Perforationsmöglichkeiten an Versandschachteln für den Überseetransport von Südfrüchten [English version]

– von Doz. Dr. sc. phil. R. Scharnow –


1. Zielstellung


Südfrüchte sind leicht verderbliche Obstarten aus Übersee, wie zum Beispiel Zitrusfrüchte, Bananen und Ananas, deren Unversehrtheit durch Steuerung einer ununterbrochenen Kühlkette vom Versender bis zum Verbraucher gewährleistet werden muss. Auf Grund ihrer intensiven Stoffwechselprozesse erfordern sie

optimale Kühltemperaturen, die einerseits die Stoffwechselprozesse einschränken, andererseits Kaltlagerschäden vermeiden müssen;
optimale relative Luftfeuchten, um einerseits Schimmel und Fäulnis durch zu hohe Feuchtigkeit zu vermeiden, andererseits Welken, Schrumpfen und Masseverlust durch Austrocknung zu verhindern;
optimale Gaszusammensetzung der Kühlraumluft, die einerseits die Sauerstoffversorgung mit Frischluft und andererseits die Abführung der Schadstoffe, wie Kohlendioxid und Ethylen, gewährleisten muss;
optimale Verpackungen und Stauweisen, um Druckschäden zu vermeiden und zu gewährleisten, dass die Packstücke von der Kühlluft gut durch- und umströmt werden.



2. Verpackung


Im internationalen Seetransport von Kühlwaren ist festzustellen, dass die Kühlwaren meist in Schachteln und Lattenkisten transportiert werden. Als Packstoff für die Schachteln wird vorrangig Wellpappe eingesetzt, wobei die Deckelteile meist aus einwelliger Wellpappe und die Bodenteile zur besseren Stabilität aus zweiwelliger Wellpappe bestehen. Zur Vermeidung der Feuchtigkeitsaufnahme können sie darüber hinaus wasserabweisend präpariert sein (gewachst, beschichtet bzw. imprägniert).

Durch den Einsatz von Wellpappe anstelle von Vollpappe beträgt die Tara bei Versandschachteln für Zitrusfrüchte, die 18 bis 22 kg Inhalt fassen, durchschnittlich 1 000 g. Durch den Einsatz von einwelliger Wellpappe für den Deckelteil wird gegenüber dem Bodenteil aus zweiwelliger Wellpappe Tara eingespart, so beträgt zum Beispiel die Einsparung bei Stülpfaltschachteln für Mandarinen aus Uruguay 240 g, bei Orangen aus Uruguay 280g und bei Bananen aus Ekuador 150 g (siehe Tabelle).

Ware Exportland Packmittel Packstoff Tara Deckel Tara Boden Tara gesamt Perforations-
anteil
Mandarinen Uruguay Stülpfaltschachtel Wellpappe 400 g 640 g 1040 g 2,15 %
Orangen Uruguay Stülpfaltschachtel Wellpappe 500 g 780 g 1280 g 2,13 %
Zitronen Spanien Faltschachtel Wellpappe     900 g 7,87 %
Bananen Ekuador Stülpfaltschachtel Wellpappe 450 g 600 g 1050 g 8,18 %


Oft werden perforierte Polyethylensäcke als Innenverpackung eingesetzt und/oder die Früchte werden in Papier eingewickelt, so zum Beispiel Birnen aus Brasilien in Sulfatpapier, und außerdem werden auch oftmals Formschalen verwendet, die die Früchte Lage für Lage trennen (z.B. bei Äpfeln und Birnen aus Brasilien).


3. Perforation


In den Kühlladeräumen hat sich die vertikale Luftführung gegenüber der horizontalen Luftführung immer mehr durchgesetzt, da der Luftweg durch die Ladung etwa zehnmal kürzer als bei der horizontalen Luftführung ist, so dass es zu einer gleichmäßigen Temperaturschichtung in der Ladung kommt. Wichtig ist die Perforation der Schachteln, die zu gewährleisten hat, dass die Luftströmung auch durch die Packungen hindurchführt bzw. diese umspült.

Bild 1 zeigt die Luftströmung durch perforierte Schachteln bei vertikaler Luftführung, wobei es darauf ankommt, dass bei den querschiffs übereinander gestauten Schachteln die Perforationsöffnungen genau übereinanderliegen, damit die Luft durch alle Schachteln vertikal durchströmen kann. Auch ist aus diesem Grund die Perforation in der Mehrzahl der Fälle unmittelbar gegenüberliegend angeordnet.

Zeichnung Luftführung Abbildung 1: Luftströmung durch perforierte
Schachteln bei vertikaler Luftführung



Die folgenden Bilder veranschaulichen anhand einiger Beispiele, welche Möglichkeiten der Perforation üblich sind.

a) Draufsicht b) Seitenfläche c) Stirnfläche

Abbildung 2: Stülpfaltschachteln für Mandarinen; Deckelteil


Bei der Stülpfaltschachtel (Abbildung 2) ist der Deckelteil mit einer Spaltöffnung zwischen den Verschlussklappen und sechs runden Perforationen von je 2,5cm Durchmesser versehen, die paarweise gegenüberliegen. Bei den Seiten- und Stirnflächen befinden sich je zwei, wobei diejenigen an den Stirnflächen etwas tiefer angeordnet sind als an den Seitenflächen (siehe auch Abbildung 4 und 6).

d) Innenansicht e) Seitenfläche f) Stirnfläche

Abbildung 3: Stülpfaltschachteln für Mandarinen; Bodenteil


Die inneren Verschlussklappen des Bodenteils stoßen mit ihren Stoßfugen dicht aneinander; durch die sechs Perforationen wird jedoch für eine ausreichende vertikale Durchströmung gesorgt. Auf ihrer Innenseite beträgt der Durchmesser der Löcher 3 cm gegenüber der Außenseite, deren Durchmesser der Löcher 2,5cm beträgt. Die Seiten- und Stirnflächen weisen jeweils zwei längliche Öffnungen von 3cm x 5,5cm auf.

Insgesamt beträgt der Perforationsanteil, bezogen auf die Gesamtoberfläche der geschlossenen Stülpfaltschachtel, 2,15 %. Während der Deckelteil aus einwelliger Wellpappe besteht, ist der Bodenteil aus zweiwelliger Wellpappe gefertigt und außen und innen wasserabweisend beschichtet.

a) Draufsicht b) Innenansicht c) Seitenfläche d) Stirnfläche

Abbildung 4: Stülpfaltschachtel für Orangen; Deckelteil


e) Seitenfläche f) Stirnfläche

Abbildung 5: Stülpfaltschachtel für Orangen; Bodenteil


Die Stülpfaltschachtel (Abbildungen 4 und 5) weist beim Deckel- und Bodenteil dieselbe Konstruktion wie bei Abbildung 2 und 3 auf, nur dass auf den Innenseiten jeweils die mittleren Löcher einen Durchmesser von 2,5 cm und die äußeren Lochpaare jeweils einen Durchmesser von 3 cm aufweisen. Die Seitenflächen sind mit jeweils drei und die Stirnflächen mit jeweils zwei runden Löchern von 2,5 cm Durchmesser versehen. Ihnen entsprechen jeweils längliche Öffnungen von 3 cm x 5,5 cm. Der Perforationsanteil, bezogen auf die Gesamtoberfläche der geschlossenen Stülpfaltschachtel, beträgt 2,13 %.

Der Deckelteil ist wiederum aus einwelliger und der Bodenteil aus zweiwelliger Wellpappe gefertigt.

a) Draufsicht b) Seitenfläche c) Bodenfläche d) Stirnfläche

Abbildung 6: Faltschachteln für Zitronen


Optimal für die vertikale Luftströmung ist die Faltschachtel (Abbildung 6). Hier lassen die äußeren und inneren Verschlussklappen eine 528 cm² große Öffnung frei, und die sechs im Durchmesser 2,5 cm großen Löcher wurden an den Kanten zwischen Seiten- und Bodenfläche angebracht. Der Boden zeigt im übrigen dieselbe Ausführung wie bei Bild 2. Die Stirnflächen wurden so perforiert, dass die Löcher als Griff dienen können (5 cm x 8 cm). Die Wellpappe ist zweiwellig: da es keine Stülpfaltschachtel ist, beträgt die Tara trotzdem nur 900 g. Der Perforationsanteil, bezogen auf die Gesamtoberfläche der Faltschachtel, beträgt wegen der großen Öffnung 7,87 %.

a) Draufsicht b) Seitenfläche c) Stirnfläche

Abbildung 7: Stülpfaltschachtel für Bananen


Ein ähnliches Prinzip wurde auch bei der Stülpfaltschachtel für Bananen (Abbildungen 7 und 8) angewandt; die äußeren und inneren Verschlussklappen des Deckel- und Bodenteils lassen je eine 280 cm² bzw. 220 cm² große Öffnung frei, so dass der Vertikalluftstrom ungehindert hindurchtreten kann. Die in perforierten Polyethylensäcken (Abbildung 9) verpackten Bananen können darüber hinaus gut auf ihren Reifezustand hin kontrolliert werden. Die Seitenflächen haben jeweils vier längliche Perforationen von 1,5 cm x 6 cm sowie an den Stirnflächen je eine griffartige Öffnung von 3,5 cm x 1 0 cm und außerdem je zwei Löcher von 3,5 cm Durchmesser. Der Perforationsanteil, bezogen auf die Gesamtoberfläche der geschlossenen Stülpfaltschachtel, beträgt 8,18 %. Der Deckelteil besteht aus einwelliger und der Bodenteil aus zweiwelliger Wellpappe.

(Durch Anklicken der Abbildungen 8 und 9 werden diese größer dargestellt)


Foto Bananenschachtel

Abbildung 8: Stirnfläche einer Stülpfaltschachtel
für Bananen aus Ekuador

Foto Bananenschachtel Abbildung 9: Bananen in perforierter
Polyethylenfolie verpackt


Zum Transport von Ananas aus Martinique dienen die sogenannten "Japanischen Gärten". Typisch für diese Schachteln sind die Kartoneinsätze, durch die die einzelnen Früchte voneinander separiert werden, wodurch der hohen Druckempfindlichkeit Rechnung getragen wird. Der Boden ist z.B. mit Holzwolle ausgelegt, um die Gefahr des Wundliegens der Früchte zu vermeiden. Um eine gute Durchlüftung zu erreichen, sind an den Seitenwänden und im Deckel Perforationen vorgesehen.


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