Grundlagen der mechanischen Meldetechnik
Vortrag von Herrn Paulus Vorderwülbecke, VdS Schadenverhütung


Die mechanische Sicherungstechnik umfasst viele Bereiche. Die Vermittlung eines umfassenden Überblicks dürfte viel Aufwand erfordern, zumal sich die technischen Spielarten der Sicherungstechnik stets ändern und weiter entwickeln. Sehr wohl möglich ist ein Einblick ins Thema.



Zunächst soll VdS Schadenverhütung vorgestellt werden. Etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde der Verband der Sachversicherer ins Leben gerufen. Zunächst lag das Hauptaugenmerk des Verbandes auf dem Brandschutz. Später rückte die elektronische Sicherungstechnik zunehmend in den Fokus von VdS. Als weiterer großer Bereich der sicherungstechnischen Produkte wird seit etlichen Jahren nun auch die mechanische Sicherungstechnik geprüft und für Produkte, die den Anforderungen der Versicherungswirtschaft entsprechen, werden VdS-Anerkennungen ausgesprochen.

Im Jahr 1994 wurde der ehemalige Verband der Sachversicherer mit dem HUK-Verband und dem DTV zum Verband der Schadenversicherer zusammengeführt. Die bisherigen Arbeiten auf dem Gebiet des Brandschutzes und der Sicherungstechnik wurden von VdS nahtlos weiter geführt.

Die Zusammenführung von VdS, dem VdL sowie dem GDV zum Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, aus dem VdS Schadenverhütung als Tochterunternehmen ausgegliedert wurde, erfolgte 1997. Auch heute werden alle o. g.bisherigen Aufgaben von Seiten VdS Schadenhütung fortgeführt. Weitere Betätigungsfelder von VdS sind neben Brandschutz- und Sicherungstechnik das Gebiet der Personalzertifzierung.




Zurück zum Anfang




Der vorliegende Vortrag wird u. a. die Frage "wie kann mechanische Sicherung erfolgen" behandeln. Es werden unterschiedliche Risiken konkret benannt und entsprechende Sicherungsmaßnahmen erläutert.



Wenn verschiedene Wege zur Risikominimierung betrachtet werden sollen, kann zwischen organisatorischen, elektronischen und mechanischen Sicherungsvarianten unterschieden werden. Organisatorische Sicherung ist häufig personalintensiv, kann jedoch kurzfristig an geänderte Gegebenheiten angepasst werden. Wichtig ist hier, wie bei allen Sicherungsmaßnahmen, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen durch die Qualität der Umsetzung bestimmt wird. Ein Wachmann, der "nicht aufpasst", oder zu wenig bzw. schlecht ausgebildetes Wachpersonal für ein bestimmtes Risiko ist ebenso wenig hilfreich wie eine unausgereifte Einbruchmeldeanlage oder mechanische Sicherungen, z. B. Türschlösser, die beim ersten Fußtritt nachgeben.



Wenn Schutz vor Einbruch gewünscht ist, so kann der Anwender zwar auf organisatorische Maßnahmen zurückgreifen, auf mechanische Sicherungstechnik verzichten können wird er allerdings nicht. Die mechanischen Sicherungen sind gleichbedeutend mit einem wirklichen Zeitverlust für den potentiellen Einbrecher. Das Aufbrechen von Riegeln, Schlössern u. ä. dauert umso länger, je besser die Sicherungen ausgeführt sind. Die Einbruchmeldeanlage (EMA) kann diesen Einbruchversuch z. B. an ein Wach- und Sicherheitsunternehmen (WuS) melden und so Hilfe "rufen". Wenn die mechanische Absicherung somit stimmt, kann das Schutzkonzept mit Hilfe einer EMA und dem Einsatz eines qualifizierten WuS abgerundet werden.



Wo liegen die Schwachstellen, etwa eines Ladengeschäftes? Alle die Stellen sind gefährdet, die einem Einbrecher als Einstiegstelle dienen können. Dies sind insbesondere Fenster und Türen.


Zurück zum Anfang




Für Einbrecher besonders interessante Bereiche, dies können z. B. Räumlichkeiten mit einer besonderen Wertekonzentration oder einem Wertschutzschrank sein, müssen gesondert betrachtet werden. Auch das Problem "Blitzeinbruch" wird kurz angerissen.



Es gibt eine Vielzahl von Wänden-, Decken- und Fußbodenkonstruktionen, die für keinen Einbrecher ein wirkliches Hindernis darstellen. Eine Wand aus wenige Zentimeter dickem Mauerwerk oder gar Wände, die als Gips-Blech-Konstruktion aufgebaut sind, können mit einfachstem oder ganz ohne Werkzeug durchdrungen werden. Glücklicherweise ist diese Möglichkeit, ein fremdes Gebäude zu betreten, noch nicht allgemein gängig. Eventuell, weil es eine Vielzahl anderer Möglichkeiten gibt, in ein Gebäude einzudringen. Dennoch dürfen schwache Wände oder Decken bzw. Böden nicht bei der Einschätzung des Risikos vergessen werden. Ob das Risiko, dass ein Täter "durch die Wand geht", akzeptabel ist oder nicht, wird letztlich im Einzelfall zu entscheiden sein.



Betrachten wir nun gängigere Schwachstellen. Eine handelsübliche Tür bietet einem Täter sehr unterschiedliche Optionen. Die Täter können die Profilzylinder angreifen, diesem Risiko kann mit hochwertigen Schließzylindern begegnet werden. Das Türschild kann der Täter dann abreißen, wenn es zu schwach ausgebildet ist; auch hier gibt es VdS-anerkannte Qualitätsware. Ein großes Problem bei der Türsicherung ist oftmals das Schließblech, das, wenn es zu schwach oder schlecht montiert ist, ausreißt oder sich so stark verformt, dass die Riegel nicht mehr gehalten werden. Minderwertige Einsteckschlösser können verbiegen oder die Riegel brechen aus. Aber alle Verriegelungsvarianten nützen wenig, wenn das Türblatt nach einem einzigen kräftigen Tritt zerbricht.



Ein Blick auf die gängigen Einbruchwerkzeuge macht schnell klar, dass Absicherung technisch ohne weiteres möglich ist. Am häufigsten kommt nämlich nicht etwa kompliziertes Elektrowerkzeug vor, sondern der einfache Schraubendreher, der als wirkungsvolles Hebelwerkzeug eingesetzt wird.



Neben der Kenntnis beliebter Tätervorgehensweisen ist auch die Motivation des Täters ein interessanter Aspekt. Denn je länger ein Täter mit der Aktion des eigentlichen Eindringens in ein Objekt beschäftigt ist, desto höher ist das Risiko, dass er entdeckt wird. Die Motivation des Täters wird somit im Laufe der Zeit sinken. Ziel von Sicherungstechnik sollte es daher sein, die Aufbruchdauer möglichst hinauszuzögern. Wenn dem Täter das Risiko zu groß wird, wird er aufgeben.



Und wie lässt sich die Aufbruchdauer verlängern? Zunächst sollte für die Absicherung von Türen der Bereich des Hauptschlosses beachtet werden. Ist ein VdS-anerkanntes Einsteckschloss montiert? Besitzt der verwendete Profilzylinder und das Türschild die VdS-Anerkennung? Und nicht zuletzt muss auch das Schließblech stabil ausgeführt und stabil verankert sein. Vorzugsweise sollte es ca. 3 mm dick und 300 bis 500 mm lang sein. Wenn möglich, sollte das Schließblech mit langen Schrauben und Dübeln im Mauerwerk verankert werden.


Zurück zum Anfang






Wenn sich der Anwender nicht auf die Aussagen eines Herstellers verlassen will, muss er Produkte einsetzen, die von einem unabhängigen Institut geprüft und anerkannt sind. Sinnvoll sind Sicherungsprodukte mit der VdS-Anerkennung. In der Folie ist die Relation von VdS-anerkannten Produkten mit solchen, die der DIN 18251 entsprechen, dargestellt. Bei Einsteckschlössern nach DIN ist darauf zu achten, dass die unteren Klassen hinsichtlich der einbruchhemmenden Wirkung keinesfalls den Anforderungen von VdS entsprechen.



Bei Schließ- oder Profilzylindern wird die Sache etwas komplizierter. Hier gilt auch wieder, dass die untersten DIN-Klassen für einbruchgefährdete Objekte nicht sinnvoll sind. Im mittleren Risikobereich kann zwischen Zylindern mit VdS- oder auch DIN-Anerkennung gewählt werden. Wenn aber besonders hochwertige Zylinder gefordert sind, wird die Wahl auf Zylinder mit VdS-Anerkennung in der Klasse B fallen. Auch dürfen lediglich VdS-B-Zylinder, die besonders hohen Anforderungen entsprechen, in Schalteinrichtungen von VdS-anerkannten Einbruchmeldeanlagen eingesetzt werden.



Zunehmend drängen Kombinationen von mechanisch und elektronisch arbeitenden Sicherungsprodukten auf den Markt. Auch hier wurden schon für einzelne innovative Lösungen VdS-Anerkennungen ausgesprochen.



Bei den Türschildern wird sowohl bei VdS Schadenverhütung als auch in der deutschen Norm in drei Klassen unterschieden.



Wenn es um Türensicherheit geht, muss immer auch das Türblatt mit bewertet werden. Wenn, wie hier dargestellt, das Türblatt mit etwas Gewalt verformt werden kann (z. B. Aufdrücken mit dem Fuß), ist Vorsicht geboten. Im dargestellten Fall könnte ein Täter leicht einen Keil in die Öffnung klemmen und so die Tür aufhebeln.



Um der Tür mehr Stabilität zu geben, kann ein Querriegel montiert werden (im Bild unten dargestellt). Alternativ dazu lässt sich (jedoch bei geringerer Widerstandsfähigkeit) ein Kastenschloss anbringen. Wichtig, bei Montage eines Kastenschlosses: Es kann die Wirkung des Einsteckschlosses nur unterstützen, nicht ersetzen. Und, wenn ein Kastenschloss verwendet wird, müssen auch die Bänder stabil und widerstandsfähig ausgeführt sein (keine Einbohrbänder). Der Querriegel hat den großen Vorteil, dass er nicht nur das Türblatt unterstützt, sondern die Tür gleichzeitig an Griff- und Bandseite absichert.



Wenn die beschriebenen Einzelprodukte nicht eingesetzt werden sollen, bietet sich der Einsatz einbruchhemmender Elemente an, in diesem Fall der Einsatz einer einbruchhemmenden Tür. Die Prüfung und Anerkennung von VdS sieht für Türen die Klassen N bis C vor. Gemäß der europäischen Norm ENV 1627ff werden die Klassen WK 1 bis WK 6 vergeben.


Zurück zum Anfang






Auch Fenster sind für einen Einbrecher ein beliebter Einstieg. "Normale" Fenster (Fenster, die nicht schon bei der Herstellung einbruchhemmend ausgeführt wurden) sind in Sage und Schreibe 10 bis 15 Sekunden zu überwinden. Wo ein Täter angreift, ist dabei (fast) gleichgültig. In der Regel wird ein Täter "seine" Angriffstelle danach auswählen, wo er ein Fenster am besten erreichen kann. Als Universalwerkzeug dient auch hier sehr häufig der Schraubendreher.



Eine Absicherung ist aber möglich. Die Montage so genannter Nachrüstprodukte für Fenster werden bei VdS geprüft und anerkannt. Bei größeren Fenstern sollten bis zu vier Produkte eingesetzt werden. Bei kleineren Fenstern, z. B. solchen mit ca. 1 m Kantenlänge, können auch je ein Produkt rechts und links im unteren Bereich ausreichend sein.



Für die Montage dieser Produkte dürfen keine einfachen Schrauben verwendet werden. Die Hersteller legen spezielles Montagematerial bei oder nennen entsprechende Bezugsadressen. Eine Möglichkeit der Montage ist es, Schrauben mit speziellem Mörtel im Bohrloch bzw. im Dübel zu verkleben.



Eine andere Montagevariante sind Befestigungsanker, die für eine bestimmte Produktreihe konstruiert sind. Im Bild ist ein Aluminiumanker zu sehen, der sich im realen Einbaufall tief im Mauerwerk abstützt.



Wie schon bei Türen bietet sich auch bei Fenstern an, einbruchhemmende Produkte zu verwenden. Einbruchhemmende Fenster haben – wie einbruchhemmende Türen – gegenüber den nachgerüsteten Elementen den Vorteil, dass die einzelnen Wirkprinzipien aufeinander abgestimmt sind. So kann ein optimales Sicherungsprodukt angeboten werden.



Einbruchhemmende Verglasungen begegnen uns meist als Bestandteil von Fenstern. Daher soll hier nur angedeutet werden, wie sich einzelne Glas-Klassen unterscheiden. Die so genannten durch wurfhemmenden Verglasungen EH 01 und EH 02 werden durch einen Kugelfalltest geprüft. Die durchbruchhemmenden Gläser werden mit einer Axtmaschine geprüft. Dabei wird versucht, mit einer bestimmten Anzahl von Axtschlägen, eine definierte Öffnung in die Glasfläche einzubringen.

Die Tabelle zeigt einen Ausschnitt von Verglasungsklassen und deren Relationen zueinander. Die Überschriften der Tabellenspalten bezeichnen die Anforderungsgrundlagen (VdS 2163 und EN 356 sind gültig, DIN 52290 wurde durch die EN ersetzt).


Zurück zum Anfang






Als mit der Prüfung einbruchhemmender Gläser begonnen wurde, musste die Axt noch von Hand geschwungen werden. Wegen der besseren Vergleichbarkeit und nicht zuletzt wegen der hohen Verletzungsgefahr, die diese Prüfung mit sich brachte, wird die Axt heute mit einer speziellen Axtmaschine geführt. Dabei wird sowohl die Trefferzone als auch die Schlagenergie exakt definiert.



Nun soll noch das Thema Wertbehältnisse angeschnitten werden. Vorweg ist zu sagen, dass einfachste Blechbehältnisse den Begriff Wertbehältnis nicht verdienen. Sie sind z. T. innerhalb weniger Sekunden mit elektrischem Werkzeug oder einem gut gezielten Hammerschlag zu öffnen.



Gute Wertbehältnisse sind VdS-anerkannt und aufgrund der auf der Innenseite der Tür angebrachten Plakette leicht zu identifizieren. Da es auch Schilder gibt, die der VdS-Plakette sehr ähnlich sehen, sollten Sie unbedingt auf das VdS-Logo auf der Plakette achten. Die Angaben in den Schriftfeldern geben genaue Angaben zum Produkt.



Wertbehältnisse, die nicht vor Ort geöffnet werden können, stiehlt ein Einbrecher unter Umständen auch "am Stück". Das bedeutet dann nicht nur den Verlust des Schrankes samt Inhalt sondern in aller Regel geht ein solcher Diebstahl mit enormen Gebäudeschäden einher. Das Bild zeigt die Vorbereitungen zum Diebstahl eines Geldausgabeautomaten. Der Automat wurde hier mit einem Drahtseil umschlungen und anschließend mit einem KFZ abgerissen und weggezogen. Um dies zu verhindern, muss das gesamte Wertbehältnis mit an die örtlichen Gegebenheiten angepasstem Montagematerial befestigt werden.



Gegenwärtig ist eine vermehrte Verwendung von Kraftfahrzeugen als Werkzeug zur Verübung von Blitzeinbrüchen zu verzeichnen. Besonders "gerne" werden Gitter aus der Verankerung gerissen oder Fenster, Türen oder auch ganze Fassaden eingedrückt. Wirksame Erschwernis für die Täter können hier einbruchhemmende Fassadenelemente (Fenster und Türen) in den höheren Klassen geben (Klasse B oder C). Dabei darf nicht vergessen werden, dass auch die Fassade den auftretenden Kräften widerstehen können muss. Ebenfalls wirksam können vor der Fassade aufgestellt stabile und im Boden wirksam verankerte Poller sein.



Wenn sich zu den an dieser Stelle evt. zu knapp formulierten Ausführungen Fragen oder Anregungen ergeben, steht der Autor gerne zur Verfügung.





Zurück zum Anfang