Projektverladung – Beispiel Iran

Hafen- und Streckenfindung


Zunächst wurden im Iran die Hafenanlagen begutachtet, anschließend der Landweg zur Baustelle und dann die Baustelle selbst. Diese befindet sich in Rudeshur, ca. 60 km südwestlich von Teheran.

Hinzu kam die Suche nach passenden Schiffen für den Transport der schweren Anlagenteile von Europa (Bremen) in den Iran.

Mit der Firma Biglift wurde ein Verschiffungskonzept erarbeitet. Mit einem Vertreter dieser Firma wurde im Iran vor Ort die Hafensituation untersucht. Wie kann dort was in welchem Hafen umgeschlagen und wie zur Baustelle gefahren werden?

Mit dem iranischen Partner, der dort Schwerlastmodule (Achsen) betreibt, wurden die möglichen Transportwege erörtert.

Die folgende Karte (Abbildung 1) zeigt den Iran. Das Land hat ca. 65 Mio. Einwohner. Nur ca. 30% der Landfläche sind bewohnbar, die restlichen Landesteile sind zu gebirgig bzw. Wüste.



Abbildung 1: Karte des Iran


Gelb markiert sind der Zielort Rudeshur im Norden sowie die untersuchten Häfen von Khorramshar nahe der Grenze zu Kuwait und Bandar Abbas im Süden.

Die kürzeste Strecke zwischen einem Hafen und der Baustelle in Rudeshur wäre die zwischen Khorramshar im Norden des Persischen Golfs und Rudeshur. Daher wurde zunächst der Hafen Khorramshar begutachtet. Zunächst musste geklärt werden, ob ein Heavylifter mit einem Tiefgang von bis zu 8 m überhaupt dorthin gelangen und dort anlegen kann und ob die Pieranlagen für solche schweren Güter ausgelegt sind – zumal der Hafen immer noch Schäden aus der Zeit des Iran-Irak-Krieges aufweist.

Es stellte sich heraus, dass die Pier für die Verladung der Anlagenteile nicht geeignet war und ein kompletter Neubau der Pier erforderlich gewesen wäre. Zudem haben Tiefenmessungen mit dem Echolot ergeben, dass der Tiefgang nicht ausreichen ist. Das Schiff hätte nicht in den Hafen einfahren können.

Eine Umladung der Schwergüter auf Pontons hätte ca. 10 Seemeilen vor der Küste stattfinden müssen, was ein hochkompliziertes Verfahren gewesen wäre. Auf den Pontons hätten Achsen bereitstehen müssen, um dann mit der Ladung im Hafen abzurollen.

Nach einer Probebefahrung der Straße von Khorramshar nach Rudeshur stellte sich heraus, dass diese für einen derartigen Schwertransport ungeeignet ist. Zahlreiche Brücken auf dieser Strecke könnten für Lasten von über 400 t (transportiert auf 24 Achsen in der Länge) nicht ausreichend abgestützt oder umfahren werden, zudem machen zu viele starke Steigungen, Tunnel und Haarnadelkurven einen derartigen Schwertransport unmöglich.

Der Hafen Khorramshar wurde somit nicht weiter in Erwägung gezogen.

All diese aufwändigen Untersuchungen wurden ohne Auftragserteilung durchgeführt.

Der andere mögliche Hafen, Bandar Abbas im Süden des Landes, ist modern und stellte sich als für die Verladung geeignet heraus. Es musste daher nur die 2.072 km lange Strecke von Bandar Abbas zur Baustelle in Rudeshur untersucht werden. Hier wurde die Straße kürzlich fertiggestellt. Einige für den geplanten Schwertransport unterdimensionierte Brücken können per Bypass umgangen werden. Auch diese Strecke führt durch zahlreiche Gebirge und Wüsten mit mehren schwierigen Ortsdurchfahrten. Mit ausreichend technischem und zeitlichem Aufwand kann diese Strecke aber für den Transport genutzt werden. Somit fiel die Entscheidung auf diese Strecke. (s. Karte Abbildung 2:)



Abbildung 2: Karte mit Streckenführung


Anschließend wurde die Baustelle untersucht. Vor allem musste die sichere Verbringung der Anlagenteile auf die Fundamente gewährleistet sein. Es muss ausreichend Platz, lichte Höhe und tragfähiger Untergrund vorliegen, um mit den Transportfahrzeugen nah genug an die Fundamente zu gelangen und die Gasturbinen sowie die Generatoren mittel Litzenheber-Gerüst auf die Fundamente heben und die Transformatoren verschlitten zu können. Ein komplizierter Vorgang, der zudem nur theoretisch geplant werden konnte, zumal zur Planungszeit auf der Baustelle noch keine entsprechenden Vorarbeiten geleistet wurden und auch noch keine genauen Kenntnisse über die spätere Situation bei Anlieferung vorlagen.

Über Gespräche und Diskussionen mit dem Baustellenpersonal, sofern es überhaupt schon feststand, musste versucht werden, an Planungsdetails, Zeichnungen u. ä. heranzukommen. Es wurden auch einige Zeichnungen herausgegeben, doch war die spätere Realität eine andere.



Seitenanfang | Inhaltsverzeichnis