Stahl: Ladungssicherung und Verladung im Container

Vortrag von Herrn Kap. Peter Aniol, ö. b. u. v. Sachverständiger


Meine sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst mein Dank an die Veranstalter, dass ich hier und jetzt zu dem Thema "Stahl im Container, Ladungssicherung und Verladung" referieren darf und ebenfalls danke an Sie für Ihre Bereitschaft, mir zuzuhören.

Hauptaugenmerk beim Umschlag von Stahl in Container ist auf zwei Punkte zu richten:
  1. die Belastbarkeit des Containerbodens

  2. das Kleinklima im Container.

Zunächst jedoch die grundsätzliche Überprüfung von Containern. Die Container-Operator oder auch die Transportversicherer halten Leitfäden bereit, an denen sich ein Verlader orientieren kann, um einen bereitstehenden Container auf seine grundsätzliche Eignung hin zu prüfen. Ein extra zur Beladung engagierter externer Besichtiger kann das natürlich auch erledigen.

Verzogene oder augenfällig beschädigte Container, solche mit schwerer bzw. nicht gangbaren Türen und mit ähnlichen Mängeln behaftete Ladungsträger sind zurückzuweisen.

Von innen kann man prüfen, ob die Außenhaut des Containers dicht ist, ob Zurrpunkte beschädigt sind oder ob es andere Mängel gibt. Auch dabei gilt zurückweisen, wenn Unzulänglichkeiten erkannt werden.

Belädt der Absender einen Container, obwohl er Mängeln hätte erkennen müssen, dann kann er im Schadensfall den Operator oder die Reederei nicht dafür verantwortlich machen. Und Sie selbst wissen am besten, wie der Transportversicherer bei einer solchen Reklamation reagiert.

  

Ein immer mal wieder strittiges Detail für Open Top Container, aber auch für LKW mit Planenaufbau :

Beim Transport solcher Ladeeinheiten per Bahn kommt es zu Funkenflug, verursacht durch Abreißfunken zwischen Fahrdraht und Stromabnehmer der Lokomotive. Diese Funken können Planenstoffe verbrennen. Es kommt dann zu kleinen Löchern, die als "Seng – Schaden" bewertet werden. Da es dabei zu keiner Flammenentwicklung kommt, ist keine Kasko- und auch keine Feuerversicherung für die Löcher in der Plane zuständig. Und was ist mit der Ladung, wenn Regenwasser durch die Sengstellen sickert ?

Also ist eine sehr sorgfältige Prüfung von Planendächern vor der Beladung dringend angeraten.

So ein Standard Container ist ein Ladehilfsmittel, keineswegs aber ein Ersatz für eine Verpackung. Auch wenn der Container gerade bei robuster Ladung einige Funktionen derselben übernimmt, gegen klimatische Beanspruchungen – im Container existiert ein spezifisches Kleinklima – kann er gar nicht schützen.

Einmal eingedrungenes Wasser kann nur sehr schwer wieder aus dem Container entfernt werden. Trockenmittel, ventilierte Container oder ähnliche Hilfen sind unvollkommen. Ob es nun hinein geregnet hat, ob Wasser mit der Ladung eingeschleppt wurde oder wo es sonst hergekommen sein mag, während der meist folgenden Seereise spielt sich jeden Tag folgendes gleiches Spiel ab:

Mit zunehmender Sonneneinstrahlung verdunstet das Wasser in der wärmer werdenden Innenluft des Containers. Durch Undichtigkeiten kommt womöglich noch mehr dazu. Und am Abend, wenn die Sonne verschwindet, dann kondensiert dieses Wasser unter dem Containerdach und tropft ab. Es beginnt also im Container zu regnen. Und das jeden Tag erneut, 30 bis 40 mal während einer längeren Reise.

Wenn jetzt der Stahl nicht gut verpackt ist, dann stellt sich der Container als eine eher schadenstiftende Einrichtung dar. Aber diese negativen Erfahrungen hat man bereits in der Anfangszeit der Containerverkehre gemacht, weiß darum und kann entsprechend vorbeugen.

Die Belastbarkeit des Containerbodens ist bei einer Stahl-Ladung stark in Anspruch genommen. Das hohe Gewicht der Ladung ruht möglicherweise auf nur kleinen Flächen und würde die Belastbarkeitsgrenzen überschreiten. Daher ist es besonders wichtig, die Auflageflächen zu vergrößern. Lastverteilende Unterlagen müssen geschaffen werden.

Flache, breite Unterlegehölzer, Kantholzkonstruktionen und auch rutschhemmendes Material müssen unter der Ladung platziert werden, damit es nicht zu kleinflächiger Überbelastung des Containerbodens kommt.

Auch die begrenzte Belastbarkeit der Seiten- und Stirnwände ist zu beachten. Die geringe Reibkraft der Stahlladung kombiniert mit dem hohen Gewicht führt dazu, dass bei von außen einwirkenden Beschleunigungskräften der Fahr- oder Transportdynamik die Ladung schnell aus ihrer Staupositionen gerät und mit großer kinetischer Energie die Wände durchschlagen kann. Beanspruchungsgerechte Ladungssicherung muss also vom Absender gefordert werden. Der immer wieder gerne verwendete Ausspruch: "Das ist so schwerer, das kann sich nicht verschieben!" wird in vielen Fällen durch ein betretenes "das hätt’ ich aber nicht gedacht" ergänzt.

Container mit festen Einrichtungen zum Stahltransport sind selten.

Nageln kann man im Container nur sehr eingeschränkt, also ist absteifen nur bedingt möglich. Außerdem erfordert es handwerkliches Know how eines Zimmermanns und jede Menge Holz.

Zurren ist ebenfalls nur dort möglich wo ausreichend starke Ringe vorhanden sind. Die mickerigen Zurrstege in einem Box Container halten kaum etwas aus.

Also wäre eine solide Kantholz Konstruktionen die wahrscheinlich beste Möglichkeit, Stahl sicher zu laden und zu verzurren. Derartige Schlitten dann zu sichern, indem man sie zu den Eckpfosten hin abstützt, ist einfach und leicht zu verwirklichen.

Bei Blechen oder Stäben gilt im Container das gleiche, was auch bei der konventionellen Verladerweise beachtet werden muss:

Unterlegehölzer auf tragfähige Querträger im Boden, die Stapelflucht einhalten und Überspannungen nur in belastbaren Bereichen.

Zu den Stirnwände hin ist eine Verstärkung anzuraten, denn bei entsprechenden Längsbeschleunigungen des Transportmittels schießen oft einzelne Ladungsteile in diese Richtung und können die Stirnwände leicht durchdringen.

Zum Abschluss noch ein Hinweis auf die im Frühjahr 1999 herausgegebene CTU-Packrichtlinie:

Diese geht auf die Problematik von Containerbeladung ein, wenn auch nicht ausdrücklich auf Stahl im Container.

Es dürfte zu diesem gesamten Thema und zur Beherrschung des Transportrisikos in Zweifelsfällen eine qualifizierte Beratung durch Fachleute nicht zu umgehen sein.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Erftstadt, im März 2000

Peter Aniol


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