Sichern von überbreiten Ladungen im Straßenverkehr
Aufsatz von Prof. Hermann Kaps

Sichern überbreiter Ladungen durch Direktzurrung

Alternative Methoden zur Sicherung überbreiter Ladungen beruhen vorzugsweise auf dem Prinzip der Direktzurrung. Bild 7 zeigt Buchtlaschings und an Kopfschlaufen eingehängte Direktzurrungen, die zur Sicherung gegen Rutschen und gegen Kippen quer zum Fahrzeug dienen. Die Sicherung in Längsrichtung ist auf ähnliche Weise möglich, wird aber oft leichter durch Blockieren erreicht.


Abbildung - Sichern von überbreiten Ladungen im Straßenverkehr

Bild 7: Sichern mit Buchtlaschings und Kopfschlaufen

Die Sicherungswirkung der Direktzurrungen wird an dieser Stelle exemplarisch berechnet zum Vergleich mit der sehr dürftigen Wirkung der oben behandelten Niederzurrungen.

Beispiel: Die Buchtlaschings haben die Komponenten X = 0,4 m, Y = 3,2 m, Z = 0,6 m. Der Reibbeiwert zur Ladefläche ist μ = 0,3 und die zulässigen Belastung ist LC = 1500 daN. Die Sicherungswirkung eines Buchtlaschings gegen Rutschen quer zum Fahrzeug ist:

   

Die Direktzurrungen an den Kopfschlaufen haben die Komponenten X = 0,9 m, Y = 2,9 m, Z = 2,6 m. Der Reibbeiwert zur Ladefläche ist ebenfalls μ = 0,3 und die zulässigen Belastung ist LC = 1500 daN. Die Sicherungswirkung eines Paars der Direktlaschings gegen Rutschen quer zum Fahrzeug ist:

   

Als Kippsicherungen wirken nur die an den Kopfschlaufen eingehängten Direktzurrungen. Dabei ist zu beachten, dass die Vertikalkomponente der Zurrkraft mit dem Hebel (Y – B) das Kippen unterstützt, also negativ in die Sicherungswirkung eingeht. Hierbei ist B = 2,5 m die Breite der Ladefläche. Die Sicherungswirkung gegen Kippen quer zum Fahrzeug ist:

   

Die Beispiele zeigen, dass die Direktsicherung überbreiter Ladungen, von den Standpunkten Sicherheit und Wirtschaftlichkeit her betrachtet, der Niederzurrung um etwa den Faktor 10 überlegen ist.

Um den Vergleich mit der Niederzurrung zu vervollständigen, wird die Rutschstrecke der Ladung berechnet, die notwendig ist, um den Buchtlasching aus dem vorherigen Beispiel von einer Vorspannkraft F0 = 400 daN auf LC = 1500 daN zu bringen. Der Buchtlasching ist an beiden Enden mit einer Ratsche versehen, deren „steife“ Länge einschließlich des doppelt vernähten Gurtstücks mit 0,3 m angenommen wird. Die Kraft im längslaufenden Mittelabschnitt des Gurts wird unter Berücksichtigung der Euler’schen Kantenreibung mit einem Reibbeiwert μG = 0.2 berechnet:

   

Zur Umrechnung von Kraftänderung in Längenänderung wird eine 4%ige elastische Dehnung des Gurts bei Erreichen von LC angenommen. Das ergibt eine normierte Federkonstante von DN = 1500/0,04 =  37500 daN.

Die Berechnung wird tabellarisch dargestellt:

Die gesamte Längenänderung beträgt 0,256 m. Sie teilt sich auf die beiden Querstrecken auf, so dass die Ladungseinheit um den Betrag von 0,128 m zur Seite rutschen muss, um die volle Belastung des Gurts von LC = 1500 daN zu bewirken. Diese Ladungsbewegung reicht ferner aus, um den gegenläufigen Buchtlasching völlig zu entlasten, eine wichtige Voraussetzung für das übliche Rechenmodell einer Direktzurrung. Damit wird deutlich, dass die notwendige Ladungsbewegung zur Rechtfertigung des erweiterten Rechenmodells einer Niederzurrung deutlich kleiner ist, als die stillschweigend akzeptierte Ladungsbewegung, die dem Rechenmodell der Direktzurrung zugrunde liegt.

Weitere Sicherungsalternativen setzen die Verwendung besonderer Hilfsmittel voraus. Mit speziellen Eckbeschlägen kann eine sehr wirksame Sicherung überbreiter Kisten gleichzeitig in Längs- und Querrichtung erreicht werden. In Bild 8 wird eine derartige Anordnung auf einem Flatrack für den Seetransport gezeigt. Das System ist ohne weiteres auch auf einem Tieflader für den Straßenverkehr anzuwenden, wenn dieser geeignete Zurrpunkte hat.


Abbildung - Sichern von überbreiten Ladungen im Straßenverkehr

Bild 8: Sichern mit Buchtlaschings und Direktlaschings (Quelle: Cordstrap)

Die in diesem Aufsatz dargestellten Überlegungen und Schlussfolgerungen werden, mit der gebotenen Vorsicht, auch in die demnächst erscheinende Neuauflage des Ladungssicherungshandbuchs des GDV einfließen.





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