Foto des Monats – Januar 2023
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Faltpaletten?

Foto des Monats - Januar 2023

Abbildung 1  [Karl-Heinz Pachoinig]

Bei der flexiblen Faltpalette handelt es sich um eine neuartige, recht flexibel einsetzbare Unterlage zur Bildung einer Ladeeinheit. Sie ist vielseitig einsetzbar und entwickelt bei Belastung ungeahnte Fähigkeiten, wie man auf diesem Bild unschwer erkennen kann. Die Frage, die wir uns umgehend gestellt haben, ist, wie kam es zu dieser eleganten Verformung der Palette?



Foto des Monats - Januar 2023

Abbildung 2  [Karl-Heinz Pachoinig]

Die Abb. 2 zeigt ein Teil einer Metallladung ggf. Stahl, die recht formschlüssig aneinander und nach vorne an eine „künstliche“ Stirnwand geladen wurde. Die Palette dahinter ist nur schemenhaft zu erkennen!



Foto des Monats - Januar 2023

Abbildung 3  [Karl-Heinz Pachoinig]

Dieses Bild (Abb.3) zeigt das ganze Ausmaß der…sagen wir mal deftigen Fehleinschätzung. Eine Komplettladung Stahl, bestehend aus gebündelten Stangen und Winkelprofilen, wurde mittels einer kraft- und oder druckverteilenden OSB-Platte an eine Palette herangeladen. Wir sollten besser sagen „Palettchen, denn diese Palette ist ein Einweg-Leichtbau-Exemplar besonderer Güte! Gerade mal drei Brettchen stemmen sich mit Macht gegen gut 24.000kg sanft angerutschte Stahlladung. Da war noch nichts passiert, nur eine kleine verkehrsbedingte Bremsung und schon hat hier die Klügere nachgegeben. Über diese Brettchen würde derjenige, der für diese Ladungssicherung verantwortlich zeichnet, noch nicht mal zum Spaß über ein Bächlein balancieren, aber hier überträgt er oder sie diesen drei Brettchen die formschlüssige Sicherung von 24.000kg Stahl.



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Abbildung 4  [Karl-Heinz Pachoinig]

Schaut man genauer hin, ist das mit dem Formschluss auch nicht ganz so geglückt, wie wir uns das wünschen. Der offensichtlich planlose Einsatz von Kunststofffolie macht uns ein bisschen nervös, denn wir denken an die Reibung, die durch die Folie zumindest in Teilen negativ beeinflusst werden kann.

Die erfahrenen Leser*innen unserer Kolumne werde jetzt erstmal nach der Sicherung fragen. Genaues wissen wir hier nicht, da wir kein Bild als Totale haben, wir gehen aber davon aus, dass es sechs Niederzurrungen waren mit einem Winkel um die 30° und ohne die Nutzung von RH-Material. Also bei einer Vorspannung von 500 daN pro Seite macht das 1.000 daN pro Gurt. Durch die schlechten Winkel verliert die Sicherung 50% Wirkung und die Reibung ist allerhöchstens mit μ = 0,3 anzunehmen. Da mitten im Ladungsstau noch Folie eingesetzt wurde, würden wir lieber von μ = 0,25 ausgehen. Das macht dann rechnerisch eine Sicherungswirkung von 3.000 x 0,25 = 750 daN Sicherungswirkung, wo insgesamt 13.200 daN nötig gewesen wären.



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Abbildung 5  [Karl-Heinz Pachoinig]

Die Tatsache, dass die Gurte teilweise ablegereif waren und als Kantengleiter RH-Material größtenteils Verwendung fand, sind hier noch nicht berücksichtigt. Dann doch noch ein Wort zur Reibung: Wir wissen, dass wir mitunter diesbezüglich ein wenig penetrant sein können, aber sie ist nun mal das „A“ & „O“ der Ladungssicherung. Wenn schon Niederzurrungen eingesetzt werden, dann ist es sinnvoll tatsächlich Kantengleiter einzusetzen, damit sich die Kraft auf beide Seiten gleichmäßig verteilen kann. Hier ist dies aber konsequent unterblieben. Stattdessen wurde RH-Material als Kantenschutz eingesetzt, was genau das Gegenteil bewirkt. Hohe Reibung sorgt dafür, dass sich die Vorspannkraft maximal minimiert verteilt. Also wurde der sowieso schon lausigen Sicherung auch noch ein physikalisches Bein gestellt. Dafür hat man aber darauf verzichtet unter die Ladung RH-Material zu legen, was man als zweiten Schuss ins eigene Knie bezeichnen könnte. OK, wer richtig hingeschaut hat wird jetzt mit uns meckern, denn es handelt sich, zumindest zum Teil, um lose aufeinander gestapelte Ladung und nicht um wirkliche Ladungseinheiten. Die gilt es natürlich zuallererst herzustellen. Einen schönen Gruß an den Verlader!!! Dann kann das RH-Material auch gewinnbringend eingesetzt werden.

Ladungssicherung?

Wie sichert man solche Ladung richtig?

  • Konsequenter Einsatz von RH-Material, über und unter den Unterlegern.
  • Wirkungsvolle Bündelung der Ladeeinheiten
  • RH-Material muss schwerlasttauglich sein, da hohe Linienlasten zu erwarten sind.
  • Eine künstliche Stirnwand zu bauen, ist eine gute Idee. Diese muss aber belastbar sein, eine Eigenschaft die wir dieser solitär eingesetzten OSB-Platte nicht ohne Weiteres zugestehen.
  • Die Idee mit dem Formschluss nach vorne war gut, sie muss nur stabil ausgeführt werden. Das heißt also kein Palettchen, sondern eine gestandene Holzkonstruktion und bitte auch an die Druckverteilung an der Stirnwand denken! Siehe Skizze 1 und 2



    Foto des Monats - Januar 2023

    Foto des Monats - Januar 2023

    Skizze 1 und 2  [FdM]

  • Sollten Zweifel an der Stabilität der Stirnwand bestehen, dann ist es sinnvoll, die künstliche Stirnwand zusätzlich mit zwei Umspannungen abzufangen. Diese müssen kräftig vorgespannt werden, da es sich hierbei um eine Sicherungsmischen handelt. Gurte und Holz gegen die Stirnwand sind zwar beides formschlüssige Sicherungen, aber die Gurte sind deutlich flexibler als das Holz und die Stirnwand. Damit sie schon bei der kleinsten Bewegung der Ladung nach vorne mittragen, müssen sie kräftig vorgespannt werden.
  • Die Ladung würden wir jeweils mit zwei Umspannungen (Buchtlashing) seitlich sichern, die gleichzeitig auch die Mindestsicherung repräsentieren.
  • Der Formschuss sollte ein wahrhaftiger sein. Eine weitere vertikale Zwischenwand, zum Schutz der Ladung voreinander ist ebenfalls sinnvoll.
  • Folien lassen wir ganz aus dem Spiel, denn in dieser Verladung scheint die sichtbare Folie keinen tatsächlichen Nutzen zu haben.
  • Wird Ladung gestapelt, wie hinten auf dem Fahrzeug zu sehen, muss sie ebenfalls auf RH-Material gelagert und so gestapelt werde, dass sie von Umspannungen gemeinsam als Paket umfasst werden kann. Ist dies wegen unterschiedlicher Abmessungen nicht möglich, empfehlen wir die erste Lage zu laden und zu sichern und auf diese Ladung mittels Holzunterlegern, die möglichst Bohlenformate haben und von beiden Seiten mit RH-Material beklebt sind, die zweite Lage zu laden. Die zweite Lage muss vorne formschlüssig geladen und seitlich mittels Umspannungen gesichert werden.


Ihre Ladungssicherungskolumnisten wünschen Ihnen ein gutes, gesundes und glückliches Neues Jahr!

Wolfgang Jaspers, Enkhtuvshin Belegbadrakh, Uwe Schieder




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