Foto des Monats – Juni 2025 |
Liebe Leserinnen und Leser der Rubrik „Foto des Monats“,
Im Rahmen der Rubrik „Foto des Monats“ arbeitet der GDV mit dem Königsberger Ladungssicherungskreis (KLSK e.V. – https://www.klsk.de/) zusammen. Der KLSK e.V. ist ein Zusammenschluss von Polizeibeamtinnen und -beamten, die sich auf die Kontrolle und Bewertung der Ladungssicherung im Straßenverkehr spezialisiert haben. Die Mitglieder des Vereins verfügen über unmittelbare Einsatzerfahrungen und dokumentieren regelmäßig gravierende Mängel in der Praxis. Diese Einblicke ermöglichen eine realitätsnahe Darstellung typischer Sicherungsmängel und fördern das Verständnis für die Bedeutung fachgerechter Ladungssicherung.
Das „Foto des Monats“ im Juni 2025 veranschaulicht beispielhaft, mit welchen Erklärungen Polizeikräfte konfrontiert werden, wenn sie Fahrer auf offensichtlich unzureichend gesicherte Ladungen ansprechen:
Foto des Monats – Monat Juni
„Wieso, hält doch“ – oder: Wenn Improvisation auf Hoffnung trifft
Was sich wie der Titel eines schlechten Heimwerker-Tutorials liest, war leider traurige Realität auf städtischem Asphalt:

Abbildung 1 – Übersicht des Fahrzeugs [Dirk Drepper]
Unser aktuelles Foto des Monats zeigt eindrucksvoll, was passiert, wenn Ladungssicherung eher als lästige Pflicht denn als sicherheitsrelevante Notwendigkeit gesehen wird.
Die Kollegen der Kontrollgruppe staunten nicht schlecht, als sie auf ein Gespann aufmerksam wurden, bei dem ein Elektrokleinstfahrzeug (geschätzte 350 kg) auf einem Anhänger transportiert wurde – oder besser gesagt: sich bei jedem Bremsvorgang seinen eigenen Platz auf der Ladefläche zu suchen schien.
Bereits aus der Ferne wirkte die Sicherung… sagen wir, fragwürdig. Beim Abbremsen auf eine Lichtsignalanlage hin (etwa 40 km/h) begann der „Kleine“ hinten auf dem Hänger nervös zu tänzeln – ein deutliches Signal, dass hier physikalische Gesetze dem guten Willen des Fahrers überlegen waren.
Sicherung à la „passt schon“
Bei der anschließenden Kontrolle offenbarte sich dann das ganze Ausmaß kreativer Zurrtechnik:
- Zwei Zurrgurte sollten das Fahrzeug „halten“ – beide ablegereif, eingerissen und etikettenlos.
Abbildung 2 – Ablegereifer Gurt [Dirk Drepper]
- Der linke Gurt (in Fahrtrichtung) war kunstvoll seitlich an der Achsaufhängung vorbeigeführt und an der Achse verdreht befestigt. Der rechte, ähnlich kreativ eingesetzt, wurde durch eine scharfe Kante zusätzlich geschwächt.
Abbildung 3 – Gurtführung (links) [Dirk Drepper]
Abbildung 4 – Scharfe Kante (rechts) [Dirk Drepper]
- Ein dritter Gurt war vorne an der Lenksachse befestigt – diesen hat der Fahrer schnell noch entfernt, bevor ein Beweisfoto gemacht werden konnte.
- Alle Bracken des Anhängers waren demontiert – warum, wusste niemand so genau. Die Zurrpunkte? Ob original oder improvisiert, blieb offen. Immerhin gab es mal einen Aufkleber auf den Bracken… sagte der Fahrer.
Besonders charmant war jedoch die Antwort auf die Frage, welchen Zweck diese Konstruktion denn erfüllen solle:
„Wieso, hält doch.“
Ein Klassiker. Leider in der Praxis meist das Gegenteil von zutreffend.
Fahrer = Verlader = Verantwortlich
Die Konsequenzen? Klar: Weiterfahrt untersagt, Nachsicherung unmöglich, neue Transportmöglichkeit musste her. Eine Anzeige gab’s obendrauf – der Fahrer war auch gleichzeitig der Verlader und damit voll verantwortlich.
Ein trauriges Fazit, denn: Mit vier Radschlaufen an den vorhandenen Zurrpunkten hätte man das Fahrzeug problemlos und regelkonform sichern können. Der Zeitaufwand dafür? Keine fünf Minuten. Die Wirkung? Unvergleichlich höher als „Hoffnung und Gebet“.
Unser Tipp des Monats:
Ladungssicherung ist keine Kunstform – sondern Pflicht. Wer sich auf „Hält doch“ verlässt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer. Und vor allem: Wer Bracken demontiert, sollte zumindest wissen, was ein Zurrpunkt ist – und wie man ihn nutzt.