Einleitung – Aktuelle Schadenfälle
Vortrag von Herrn Jürgen Heimes, Victoria Versicherung AG


Die nachfolgend geschilderten Schadenfälle beruhen auf Fakten. Sie sind nicht frei erfunden, sondern haben sich tatsächlich ereignet. Sie zeigen beispielhaft auf, welche Facetten möglich sind. Es wurde sich daher bei der Darstellung der Schadenfälle ausschließlich auf die Beschreibung der Geschehnisse konzentriert.



Diebstahlgefährdete Güter sind meist hochwertig. Wir sprechen aber nicht nur über Elektronik, Mikrochips , Digitalkameras etc., sondern auch von Gütern, die sich auf den jeweiligen Märkten / Schwarzmärkten gut und schnell absetzen lassen wie alkoholische Getränke, Kosmetik etc. Oft werden diese in hohen Wertkonzentrationen transportiert oder beiläufig in einer Sammelladung platziert.

Die Transporte dieser Güter bedürfen und erfordern besondere Maßnahmen zur Schadenverhütung.


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Fall 1 "zu spät am Bestimmungsort"



Eine Partie Spirituosen wurde mit Planen Lkw im Sammelgutverkehr von Deutschland nach England befördert. Der Entladeort wurde am frühen Nachmittag erreicht. Die Warenannahme war aber bereits geschlossen. Umzäunter und bewachter Hof war ebenfalls verschlossen. Geparkt wurde dann auf der Straße. Fahrer schlief im Fahrzeug. Morgens stellte der Fahrer fest , das die Plane unmittelbar hinter der Fahrerkabine großflächig aufgeschlitzt war, exakt an der Stelle, an der sich die Ware befand. Schadenhöhe 22.000 EUR.


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Fall 2 "Fahrer vom Subunternehmer verlor sein Bewusstsein"



15 Paletten Markenwhisky befanden sich mit einem Kasten Lkw eines Subunternehmers auf dem Weg nach Deutschland. Auf dem Weg nach Dover wurde dem Fahrer übel. Er hielt sein Fahrzeug auf der Straße an bevor er sein Bewusstsein verlor. Er wachte im Krankenhaus auf. Der Lkw war verschwunden. Er wurde später in einer videoüberwachten Straße aufgefunden. Der Fahrer ist nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus untergetaucht. Schadenhöhe 160.000 EUR.


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Fall 3 "Container im unbewohnten Gewerbegebiet abgestellt"



Diebstahl eines kompletten Containers mit Textilien. Der Diebstahl ereignete sich im Nachlauf vom Löschhafen Hamburg nach Süddeutschland während der Zwischenabstellung des Containers einschließlich Chassis übers Wochenende in einem unbewohnten Gewerbegebiet. Die Zugmaschine war abgekuppelt. Angeblich wurde eine Königzapfensicherung benutzt. Zweifelhafte Aussagen und Verhalten des Fahrers. Er wurde entlassen. Schadenhöhe 120.000 EUR.


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Fall 4 "Fahrzeugschlüssel entwendet"



Freitags nachmittags wurde der vorgeladene Lkw vom Frachtführer auf dem voll umzäunten und videoüberwachten Firmengelände eines Spediteurs abgestellt. Fahrzeugschlüssel wurde vorschriftsmäßig abgegeben und in einem verschlossenen Schlüsselkasten deponiert. Der Raum indem sich der Schlüsselkasten befindet ist nur mit Sicherheitskarten zugänglich. Das Firmengelände bleibt am Wochenende innerhalb eines festen Zeitfensters fest verschlossen. Am frühen Montagmorgen haben gemäß den Videoaufzeichnungen unbekannte Täter den Lkw entwendet.


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Fall 5 "Gesicherter Lkw nachts gestohlen"



Diebstahl eines kompletten LKW mit Kupferdraht in Norditalien. Tatzeit zwischen 20:00 und 05:00 Uhr. LKW war abgestellt auf einem Speditions-Firmenparkplatz. LKW war regulär abgeschlossen einschließlich Wegfahrsperre. LKW wurde leer aufgefunden. Schadenhöhe 70.000 EUR.


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Fall 6 "Fahrzeugschlüssel am Lkw deponiert!"



Der Lkw wurde gegen 2 Uhr morgens auf einer Grenztankstelle abgestellt. Der 1. Fahrer versteckte den Fahrzeugschlüssel und verließ das Fahrzeug. Als der 2. und übernehmende Fahrer den Lkw gegen 11 Uhr – also 9 Stunden abholen wollte, war dieses verschwunden. Schadenhöhe 96.000 EUR.


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Fall 7 "Warenausgang auf dem Lager nicht dokumentiert"



Eine Palette Navigationssysteme ist auf dem Lager des Spediteurs eingegangen. Bei der Weiterverladung nach Großbritannien wurde die Palette nicht aufgefunden und papiermäßig nicht erfasst. Bei Auswertung der Lagervideos ist aufgefallen, das die Palette wahrscheinlich doch verladen worden ist. Die Qualität der Videos ist jedoch nicht ausreichend. Nachforschungen über den Verbleib der Ware waren erfolglos. Schadenhöhe 67.000 EUR.


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Fall 8 "nächtlicher Raubüberfall auf Rastplatz"



Per Direkttransport wurde eine Ladung Personalcomputer für einen Händler nach Großbritannien transportiert. Der Trailer war ohne Beschriftung und es gab keine weiteren Hinweise auf die Ware. Der Fahrer hielt nachts auf einen Rastplatz für ein menschliches Bedürfnis an und wurde hier überfallen. Schadenhöhe 100.000 EUR.


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Fall 9 "nächtlicher Einbruch in Lkw während Fahrer schlief"



Die Ware wurde durch eine unvollständige Anweisung mit Verzögerung gegen 7:00 Uhr abgeholt. Die Verladung erfolgte in einen Sattelauflieger mit festen und unbeschrifteten Kühlkofferaufbau. Die Ladetüre wurde verplombt und vom Fahrer zusätzlich mit einem Bügelschloss mit Sicherheitszylinder gesichert. Bedingt durch den Zeitverlust bei der Abholung wurde die Lenkzeit überschritten und der Lkw auf einen beleuchteten aber unbewachten Autobahnparkplatz gegen 19:15 Uhr im Großraum Lyon abgestellt. Gegen 21 Uhr legte sich der Fahrer in seinem Lkw schlafen. Um 2 Uhr wurde er von einem Mitarbeiter der Autobahnmeisterei geweckt. Die Laderaumtür stand offen und 11 Paletten fehlten. Aus weiteren Zeugenaussagen ergab sich, dass während der Schlafenszeit des Fahrers ein 10 t Lkw vor den Ladetüren des bestohlenen Lkw im Winkel von 90° stand. Das Areal des 10 t Lkw war mit Pylonen abgesichert! Schadenhöhe 294.000 EUR.


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Fall 10 "wertvolle Containerladung zu nahe am Zaun abgestellt"



3 Container DVD–Player und Monitore wurden samstags von Rotterdam per Bahn in einem deutschen Binnen-Containerhafen transportiert. Die Übergabe erfolgte ordnungsgemäß. Am darauf folgenden Montag waren die Container verschwunden. Nach den polizeilichen Ermittlungen wurden die Container über den Absperrzaun gehoben! Schadenhöhe 900.000 EUR.


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Fall 11 "Umleitung des Flugzeugs mit Folgen"



Per Luftfracht sollten mehrere Paletten Handys zu einem deutschen Flughafen geflogen werden. Hier waren fest Sicherheitsmaßnahmen vereinbart (Rollfeldabholung und Sicherheitsbegleitung bis zum Lager). Aus noch nicht geklärten Gründen erhielt das Flugzeug keine Landeerlaubnis und wurde nach Amsterdam umgeleitet. Dort wurde der Eingang papiermäßig nicht erfasst und die Ware direkt auf bereitgestellte Lkws geladen. Diese warteten bis sie von der Security abgeholt wurden. Bei Eingang im eigentlichen Lager wurde der Verlust festgestellt. Schadenhöhe 350.000 EUR.


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Fall 12 "unbesonnener Fahrer ?"



Während der Fahrt von Calais nach Brüssel bemerkte der Lkw-Fahrer die leuchtende Warnmeldung für Motoröl im Armaturenbrett. Prompt hielt er an einem unbeleuchteten Parkplatz an, obwohl in wenigen Kilometern eine Raststätte gewesen wäre. Während er sich über den Motor beugte wurde er von drei maskierten Personen überwältigt und geschlagen. Nachdem die Täterschaft sich der Handys im Wert von 450.000 EUR bediente, wurde der Fahrer gefesselt im Wagen zurückgelassen.


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Fall 13 "örtliche Verhältnisse ausgekundschaftet ?!"



Freitags abends wurde die erste Luftfrachtpalette Chips unter Security-Begleitung zum Lager gebracht und ordnungsgemäß in einem Sicherheitskäfig eingelagert. Samstags abends folgte die zweite Palette unter gleichen Sicherheitsvorkehrungen. Die Einlagerung war um 23 Uhr abgeschlossen. Am folgenden Montag sollte die Auslieferung erfolgen. Für die Abholung war ein konkretes Abholprocedere vereinbart, das u. a. die Vorlage der Frachtdokumente mit persönlichen Angaben zum Fahrer vorsieht. Der Fahrer hat sich zudem auszuweisen. Er erhält dann einen speziellen Abholbeleg neben den anderen Frachtdokumenten mit dem der Fahrer die ausgewiesene Ware abholen kann.

Als am Montagmorgen die beiden Paletten abgeholt werden sollten, waren diese nicht vorhanden. Nach Dokumentenlage mussten die Sendungen jedoch noch vorhanden sein. Die Videoaufzeichnungen ergaben jedoch, das in den frühen Morgenstunden des Montags, ein Lieferwagen vorgefahren ist, Dokumente vorgelegt wurden und die beiden Paletten von einem Lagerarbeiter ausgehändigt. Der Lieferwagen konnte jedoch nicht identifiziert werden, weil dieser sich in einem toten Winkel zwischen zwei Überwachungskameras befand. Bei den weiteren Ermittlungen wurden die Dokumente gefunden, die zur Ausgabe der beiden Paletten führten. Bei der ersten Inaugenscheinnahme erschienen diese o.k. und identisch mit den auf dem Lager verwendeten Papieren. Bei der näheren Betrachtung war die laufende Nummer um ein Vielfaches höher gesetzt und das Druckbild stimmte nicht mit den Druckbildern, der auf dem Lager befindlichen Druckern überein. Der Lieferwagen wurde einige Tage später ohne Spuren der Ware ausgebrannt aufgefunden. Schadenhöhe 3.900.000 EUR.


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Fall 14 "der Türstopper"



Es war einmal ein Päckchen, 2 Kg schwer, von handlicher Größe, mit Rohstoffen zur Medikamentenherstellung befüllt, was nach Irland geschickt werden wollte. Das Päckchen entschied sich für einen schnellen und sicheren Transport mit dem Flugzeug. Schließlich hat es einen Wert von 1 Mio. EUR. Es fand ein nettes Paketdienstunternehmen, das ihm einen sicherer und schonenden Transport zusagte. Es informierte die irischen Kollegen, das es bald ankommen werde. Es verstrich eine Zeit und die irischen Kollegen vermissten es sehr. Alle suchten nach ihm. Es wurde auch eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Aber es blieb verschollen. Nach einer Weile wurde es für Tod erklärt.

Einige Zeit später dachte keiner mehr an das Päckchen, erfolgte bei dem netten Paketdienstunternehmen eine routinemäßige Brandschutzbegehung. Unter anderem wurde moniert, dass eine Brandschutztür ständig offen stand, um die Betriebsläufe nicht zu behindern. Um die Tür am schließen zu hindern, nahm der nette Paketdienstleister einen Türstopper mit einer handlichen Größe und einem Gewicht von 2 kg …





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