Besichtigungsbericht der Firma Haeger und Schmidt

Zusammengefasst von Herrn Kap. Uwe-Peter Schieder, GDV


Firma Haeger und Schmidt gehört zur ABX-Gruppe und stellt am Standort Duisburg Lager- und Umschlagskapazitäten – vornehmlich für Stahlprodukte bereit. Da es sich bei Stahlprodukten um feuchtigkeitsempfindliche Produkte handelt, verfügt man vor Ort über zwei wasserüberkragende Hallen.

Diese beiden wasserüberkragenden Hallen stehen auf der Ostseite der Duisburger Stahlinsel und bieten somit den maximalen Schutz gegen Niederschlag, der primär aus westlicher Richtung zu erwarten ist. Hauptsächlich werden für den Export bestimmte Stahlprodukte in der Anlage zwischengelagert, um sie dann in See- und Binnenschiffe oder auch in Lash-Einheiten zu verladen. Gleichwohl werden auch Importe über die Anlage abgewickelt sowie Umladungen vom Seeschiff in ein Binnenschiff zum Weitertransport rheinaufwärts. Alle Verladungen (Lkw, Bahn, Binnen- und Seeschiff) können in den geschützten Bereichen stattfinden.



Abbildung 1


Abbildung 2


Abbildung 3




Abbildung 4
Überwiegend werden in den Hallen kaltgewalzte Produkte (Coils und Blechpakete) gelagert. Je nach Kundenwunsch werden auch warmgewalzte Produkte in den Hallen eingelagert.


Abbildung 5
Die Stapelhöhen der Coils richten sich nach den Coilgewichten. Maximale Stapelhöhe (außer bei Restcoils) beträgt 3 Lagen übereinander. Bei schweren Coils (Massen > 10 Tonnen) sollte maximal zweilagig gelagert werden. Warmgewalzte Bleche sind in der Regel weniger empfindlich als kaltgewalzte.


Warmgewalzte Produkte, wie I-Träger, Coils, Knüppelstähle, T-Träger und Spundwände, etc. können auch im Freien gelagert werden. Entweder werden diese Produkte unter freiem Himmel direkt eingesetzt oder vor ihrer Weiterverarbeitung entsprechend von Korrosionsrückständen befreit.



Abbildung 6


Abbildung 7


Abbildung 8


Beim Kranumschlag der Coils werden vornehmlich C-Haken aber auch Coilmatten und Gurtbänder eingesetzt. Der schonendste Umschlag ist der mittels Coilbänder. Die Coilbänder sind Gurtbänder, die mit einer speziellen Polyuhrethanschutzschicht versehen sind. Coilmatten aus Draht, die mit zunehmendem Einsatz an Elastizität verlieren, können schon erste Schäden oder leichte Ramponagen an den Innenkanten der Coilaugen verursachen. Der Einsatz von Coilschlingen oder -matten ist immer personalintensiv, da auf dem jeweiligen Transportmittel und in der Halle jeweils eine zusätzliche Person eingesetzt werden muss.

Der Umschlag mit dem C-Haken ist der wirtschaftlichste, da dieser durch den Kranführer allein bewerkstelligt werden kann. Das Handling mit C-Haken erfordert äußerste Sorgfalt, da es sonst zu Ramponagen der Coils oder zumindest der Verpackung im oberen Coil-Auge kommen kann.



Abbildung 9


Abbildung 10


Abbildung 11




Abbildung 12
Werden Coils mittels Gabelstapler verladen, sollten ausschließlich – wie im Bild zu sehen – Stapler mit sogenannten Coil-Dornen verwandt werden. Der Coil-Dorn selbst sowie die Kontaktfläche am Staplergerüst sind jeweils mit Schutzvorrichtungen bzw. Beschichtungen zu versehen, damit das Coil keine Schädigung erfährt.


Abbildung 13
Für den Umschlag von Paletten z.B. Coils Eye-to-Sky oder Blechpaketen werden Drahtstroppen, Drahtstroppen mit Ketten oder Kranzketten eingesetzt.


Abbildung 14
Beim Umschlag von Coils auf Skids ist darauf zu achten, dass diese stabil genug gebaut sind. Besonders empfehlenswert ist die Verladung auf speziellen Paletten, die erstens eine gute Sicherung des Coils auf der Palette selbst und zweitens einen problemlosen Umschlag mittels Ketten oder Drähten sowie Stapler ermöglichen.


Abbildung 15
Werden Blechpakete im Hängegang umgeschlagen, sollten möglichst Spreader (Spreizer) zum Einsatz kommen. Spreader verhindern, zumindest teilweise, das Einschnüren der Ladung durch das Anschlaggeschirr. Stehen Spreader nicht zur Verfügung, sollten möglichst lange Ketten oder Drähte gewählt werden, damit die Pakete oder deren Verpackung nicht durch den hohen nach innen gerichteten Druck der Anschlaggeschirre (Einschnüren) Schaden nehmen können.


Auf den nachstehenden Abbildungen ist ein Spezialfahrzeug für den Coil-Transport zu sehen. Dieses Fahrzeug verfügt über sogenannte Coil-Wannen, in denen das Coil formschlüssig zur Seite gesichert wird. Darüber hinaus stehen Schiebebalken zur Verfügung, die eine formschlüssige Sicherung der Coils nach vorn und nach hinten sicher stellen können. Zusätzlich verfügen diese Fahrzeuge über belastbare Ladungssicherungspunkte und die entsprechenden Ladungssicherungsmittel (Ketten mit Spindelspannern). Hier ist ohne großen Aufwand eine gute Ladungssicherung möglich. Das hier abgebildete Fahrzeug verfügt zwar auch über eine Coil-Wanne, nicht aber über die Möglichkeit zur bauseitigen formschlüssigen Ladungssicherung nach vorn. Diese Sicherung muss aufwendig durch Umspannungen und Niederzurrungen sichergestellt werden. Zur formschlüssigen Sicherung können u.a. auch die im Vordergrund zu sehenden Coil-Wannenabdeckungen mit herangezogen werden.



Abbildung 16


Abbildung 17


Abbildung 18


Coil-Verladung in 20′-Container: Vornehmlich kommen kaltgewalzte Bleche in Coils bis zu 10 Tonnen zur Containerverladung. Diese Verladeart wird bei sogenannten Autoblechen, die mehr oder weniger Just-in-time beim Empfänger sein müssen, häufig vorgezogen. Sofern Verlader und Empfänger über die richtigen Anschlaggeschirre bzw. Flurförderzeuge zum Be- und Entladen verfügen, ist der Containertransport von kaltgewalzten Blechen in Coils aus folgenden Gründen weitaus weniger schadenträchtig:

  1. Umschlagsprozesse werden eingespart, (Das häufige "Anfassen" der Coils mit Umschlaggeschirren birgt die Gefahr von Handlingschäden)

  2. Im Container ist eine weniger belastende Ladungssicherung möglich

  3. Die "strapaziöse" Sattellagerung im Seeschiff entfällt im Container.



Abbildung 19


Vor Beladung eines Containers muss sichergestellt werden, dass dieser keine Leckagen aufweist (Dichtigkeitsprüfung bei geschlossenen Türen), keine Strukturschwächen, insbesondere im Bodenbereich, und keine Undichtigkeiten bzw. Schädigung der Türdichtungen. Die gängigen Streckenlasten im Container betragen bei 20′-Einheiten 4,5 t/m. Durch Coils von 8 bis 10 t wird diese Streckenlast ca. um das Doppelte bis Dreifache überschritten. Aus diesem Grund sind Maßnahmen zur Gewichtsverteilung auf die gesamte Containerlänge von Nöten. Im vorliegenden Beispiel wurden hierzu Vierkantbalken mit Kantenabmessung 14 x 14 cm gewählt. Die Stützweite (Weite zwischen den beiden Vierkantbalken, auf denen das Coil abgesetzt wird) muss so gewählt werden, dass kein Kontakt zum Containerboden besteht.

Die lichte Höhe sollte möglichst > 2 cm betragen. Eine Anfasung auf der Innenseite der Vierkantbalken (auf denen das Coil abgesetzt wird) vergrößert die Auflagefläche für das Coil. Die Vierkantbalken haben nicht nur die Funktion der Gewichtsverteilung, sondern gleichzeitig auch die Funktion der formschlüssigen Ladungssicherung. Die seitlich wirkenden Kräfte müssen formschlüssig in die Containerwände und Stirnseiten eingeleitet werden. Hierzu werden im vorliegenden Beispiel Balken mit einer Kantenlände 10 x 10 cm verwandt. Zur Druckverteilung an den Containerwänden bzw. Stirnseiten werden ebenfalls Vierkantbalken mit den Abmessungen 10 x 10 cm eingesetzt.



Abbildung 20


Abbildung 21


Wirksamkeit der formschlüssigen Ladungssicherung: Durch "Einhängen" der Coils zwischen die beiden Vierkantbalken (14 x 14 cm) werden die Coils teilweise formschlüssig gesichert. Die Wirkung dieser formschlüssigen Sicherung ist relativ einfach zeichnerisch zu ermitteln (siehe Skizze oben). Der Schwerpunkt eines Coils liegt immer in der Mitte des Coil-Auges. Hiervon wird eine Senkrechte nach unten gezogen und eine direkte Verbindungslinie vom Schwerpunkt zur Kippkante. Die Kippkante ist der Berührungspunkt des Coils mit dem Vierkantbalken. Je größer der Winkel zwischen der Senkrechten und der Verbindungslinie, desto größer die formschlüssige Ladungssicherungswirkung. Die obenstehende Tabelle enthält die Gradzahlen von 10 bis 90 Grad mit dem dazugehörigen Ergebnis der jeweiligen Sinusfunktion. Die Sinusfunktionen sind gleichzusetzen mit der Wirksamkeit der seitlichen Ladungssicherung in g-Werten.

Skizze: Formschlüssige Sicherung durch "Einhängen"



Winkel (a) sin a
10° 0,17
20° 0,34
30° 0,50
40° 0,64
50° 0,77
60° 0,87
70° 0,94
80° 0,98
90° 1,00



Zurück zum Anfang