4  Fallbeispiele
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4.4  Rutschsicherung in Querrichtung mit schlaffer Niederzurrung

Dieses Fallbeispiel soll zeigen, dass auch in Querrichtung eine tolerierbare Ladungsbewegung die Sicherungswirkung einer erschlafften Niederzurrung wiederherstellen kann. Hierzu werden die Umstände des vorangegangenen Beispiels verwendet.

Die äußere Kraft wird nach den üblichen Vereinbarungen bestimmt.

Konventionelle Bewertung der Sicherung gegen Rutschen nach vorn:

Die Sicherung ist nach konventioneller Bewertung nicht erfüllt mit gut 3% Defizit. Es wird nun auch hier nachträglich angenommen, dass die Vorspannung F0 in der Niederzurrung durch Zusammenrücken der Ladungseinheiten verloren gegangen ist.

Anders als im vorangegangenen Beispiel, wo als Bewegungsdistanz derjenige DX-Wert gewählt wurde, bei dem die Gurte auf der Ladungsoberfläche durch Reibung gerade noch haften, sollte in diesem Beispiel die anzunehmende Bewegungsdistanz DY anhand der geometrischen Bedingungen der Ladefläche festgelegt werden.

Die Ladung hat eine Breite von 2,4 m. Bei einer angenommenen Nettobreite der Ladefläche von 2,5 m und zunächst mittiger Beladung können die Paletten um 5 cm zur Seite rutschen, bevor sie an die Bordwände stoßen. Zusätzlich wird ein Verschub angenommen, bei dem die Oberkanten der Einheiten nochmals um 10 cm zur Seite gezogen werden.

Bild 21: Ladungsversatz und Verschub DY in Querrichtung

Die aus diesen Bewegungen folgende Verlängerung der Gurte wird berechnet:

Anfängliche Länge der äußeren Gurtteile: m
Neue Länge rechts: m
Neue Länge links: m
Längenänderung: m

Diese Längenänderung bewirkt eine Kraftaufnahme im Gurt, die sich so verteilt, dass im rechten vertikalen Gurtteil die Kraft FR wirkt, während im horizontalen Mittelteil und im linken vertikalen Teil die um den Euler’schen Reibungsverlust verringerten Kräfte wirken. Die einzelnen Längenänderungen müssen wieder die Gesamtlängenänderung ergeben. Die Umlenkung rechts beträgt a = 81° = 1,40 rad, die Umlenkung links beträgt b = 95° = 1,66 rad. Der Reibungsbeiwert mL = 0,25 gilt wie im vorangegangenen Beispiel.



Im rechten Gurtteil wirkt somit FR = 3,851 kN mit FRY = 0,60 kN und FRZ = 3,80 kN

Im linken Gurtteil wirkt FL = 0,465 × FR =1,791 kN mit FLY = 0,16 kN und FLZ = 1,78 kN

Mit diesen Werten wird die Bilanz gezogen:

Die Bilanz ist mit 15% Überschuss erfüllt, wobei mögliche Rückhaltekräfte aus der Ladeflächenbegrenzung unberücksichtigt geblieben sind. Dieses Beispiel bestätigt, dass eine geringe Ladungsbewegung den völligen Verlust an Vorspannung kompensieren kann. Daraus darf jedoch nicht der Schluss gezogen werden, dass Vorspannung unwichtig sei. Vielmehr soll ein Hinweis auf die tatsächlich wahrscheinlichere Wirkungsweise eine Niederzurrung gegeben werden, die sich nicht mit der im konventionellen Rechenansatz dargestellten deckt. Der konventionelle Rechenansatz bildet die hier anzuwendende Physik offenbar nicht hinreichend ab.

Inwieweit daraus eine Modifikation des konventionellen Rechenansatzes abgeleitet werden muss, kann derzeit noch nicht gesagt werden.


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