Klassifikation von Großyachten –
Risiko zwischen Sport- und Berufsschifffahrt

Vortrag von Herrn Karsten Fach,
Germanischer Lloyd Hamburg





Inhaltsverzeichnis





Eineitung

Die Nachfrage nach immer größeren Yachten hat seit einigen Jahren enorm zugenommen. Noch vor kurzer Zeit wurden Yachten mit einer Länge von 60 m als "ganz groß" angesehen, heute ist ein Trend zu Yachten von über 100 m Länge zu bemerken. Mehr und mehr werden die Yachten auch verchartert, oder es werden zahlende Gäste an Bord genommen. Manchmal ist es auch Wunsch des Eigners, das Schiff so zu bauen, dass ein späterer Umbau zum Luxuspassagierschiff möglich ist. Aus diesen und auch weiteren Gründen entscheiden sich viele Eigner, ihr Schiff unter der Aufsicht einer anerkannten Klassifikationsgesellschaft bauen zu lassen.






Der Germanische Lloyd (GL)

Der GL wurde 1867 in Hamburg gegründet und hat eine lange Tradition als unabhängige, technische "NON-PROFIT"-Servicegesellschaft. Als Gründungsmitglied der IACS (International Association of Classification Societies), ist er an 450 Plätzen in mehr als 110 Ländern vertreten. Besonders auf dem Containerschiffsmarkt hat der GL eine sehr starke Position. Ca. 50% der auf der Welt in Bau befindlichen Containerschiffe werden mit GL Klasse gebaut, ca. 34% der Weltcontainerflotte fahren mit dieser Klasse.




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Der GL ist immer eine der führenden Klassen in der Entwicklung neuer Technologien gewesen, einige Beispiele hierfür sind im folgenden Bild dargestellt. Die Klassifikation von Yachten wird schon seit jeher betrieben. Für kleine Yachten bis 24 m wird seit Einführung der europäischen CE Richtlinie von Yachten überwiegend nur noch eine solche Zertifizierung durchgeführt.



Auch auf dem Markt der größeren Yachten (über 24 m) ist der GL mit zunehmender Tendenz tätig. Zur Zeit befinden sich weltweit 8 Yachten mit Längen zwischen 25 und 138 m in Bau, bei denen der GL mit einbezogen ist.



Ein kleiner Ausschnitt der Referenzliste bereits gebauter Yachten, an denen der GL beteiligt war, sei es durch Klassifikation, oder durch Finite Element (FE) Analysen, ist in den nächsten Bildern zu sehen.

Das erste Bild zeigt die Al Salamah, die mit einer Länge von 139 m ü. a. die größte vom GL klassifizierte Yacht ist:




Die nächsten drei Bilder zeigen die Yachten "Lady Moura" (L = 80 m, Werft Blohm & Voss):



die "Izanami" (L = 60 m, Werft Lürssen):



und die "Limitless" (L = 97 m, Werft Lürssen), für die Festigkeits- und Schwingungsberechnungen beim GL durchgeführt wurden:




Als einzige Segelyacht in dieser Reihe ist die 38 m lange, in Neuseeland gebaute Yacht "Happy Four" (GL Rumpfbauschein):




Die "Ultimaratio" ist ein 22 m langer High Speed Katamaran, der auf der Henze Werft gebaut wurde:




Für fast alle großen Yachten werden Festigkeits- und Schwingungsberechnungen oder Optimierungen durchgeführt. Hier ist ein solches FE-Modell dargestellt:




Die beiden nächsten Bilder zeigen ein lokales FE Modell einer Sektion eines Leichtbaukatamarans:



Der GL ist ständig dabei, seine Vorschriften zu verbessern und auf den neusten Stand zu bringen. GL Mitarbeiter arbeiten in nationalen und internationalen Gremien zu Verbesserung der Schiffsicherheit. Neuste Berechnungsmethoden werden genutzt, um neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Die folgenden beiden Bilder zeigen das hydrodynamische Modell zur Berechnung der Lasten an einem modernen High Speed Katamaran:






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Vorschriften für Yachten

Marine and Coastguard Agency (MCA), UK



Große Yachten unter Britischer Flagge werden heute nur noch nach den Vorschriften von MCA gebaut. Jedoch werden andere große Yachten immer häufiger ebenfalls nach dieser Vorschrift, die sich mehr und mehr zu einer Standard-Vorschrift für große Yachten entwickelt, gebaut. Der hier geforderte Standard ist an die SOLAS (Safety Of Life At Sea) Vorschriften für Fahrgastschiffe angeglichen. Diese Vorschriften beinhalten Forderungen über alle sicherheitsrelevanten Dinge an Bord einer Yacht. Für die Festigkeit des Schiffskörpers wird die Klasse einer von MCA anerkannten Klassifikationsgesellschaft gefordert. In der nächsten Abbildung ist die Liste der zugelassenen Klassen zu finden. Diese Vorschrift lässt leider kaum Spielraum für ausgefallene Eignerwünsche. Aus diesem Grunde verzichten einige Eigner von großen, rein privat genutzten Yachten gerne auf MCA.



GL- Vorschriften

Traditionsgemäß hat der GL Vorschriften für Yachten unter 24 m, die auch auf Wunsch eines Eigners, dem die CE Zertifizierung nicht ausreichend ist, häufiger zur Anwendung kommen. Für Yachten über 24 m wurden bis jetzt die Vorschriften für Seeschiffe unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen für Yachten zur Klassifikation herangezogen. Der Germanische Lloyd erarbeitet z. Zt. Vorschriften für Yachten über 24 m Länge. Diese Vorschriften haben einen ähnlichen Sicherheitsstandard wie die MCA Vorschriften, lassen jedoch mehr Möglichkeiten für alternative, äquivalente Lösungen zu, die gleiche Sicherheit gewährleisten. Diese Vorschriften sollen bis Ende 2001 fertiggestellt sein und dann den Fachauschüssen vorgestellt werden. Die Masten auf großen Segelyachten haben inzwischen Längen von 60 m und werden aus Kohlefaserlaminaten hergestellt. Leider hat es schon einige sehr kostspielige Verluste solcher Masten, die nicht von einer unabhängigen Stelle überprüft wurden, gegeben. Der GL hat als einzige Klassifikationsgesellschaft Vorschriften für diese Art von Masten und bietet auch für nicht GL–klassifizierte Yachten ein Rig Approval Certificate.




Vorteile einer Klassifizierung

Wenn Yachten mit einer MCA Abnahme gebaut werden, ist eine Klassifizierung generell erforderlich. Der Wiederverkaufwert und der Sicherheitsstandart klassifizierter Yachten ist im Allgemeinen höher, als der nichtklassifizierter. Einige Yachteigner lassen die Klasse ihrer Yachten nach dem Neubau erlischen. Dies hat zur Folge, dass Umbauten und Reparaturen nicht unter Aufsicht der Klasse geschehen, und somit der Sicherheitsstandart zum negativen hin beeinflusst werden kann. Nur durch den Erhalt der Klasse und der damit verbundenen kontinuierlichen Besichtigungen ist ein bleibender Standard zu erwarten.




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Zusammenfassung

Zur Zeit gibt es eine ungebremste Nachfrage für sehr große Yachten. Viele der bekannten Bauplätze sind auf Jahre ausgebucht. Wie lange dieser Trend anhält, ist schwer abzuschätzen. Im Gegensatz zu kommerziellen Schifffahrt werden Yachten seltener bewegt als Handelsschiffe, aber häufiger umgebaut bzw. erneuert. Jede sichtbare äußere Beschädigung wird sofort sehr kostenaufwendig repariert. Durch die Klassifizierung einer Yacht wird ein deutlich höherer Sicherheitsstandard auf den Yachten erreicht, und die Schiffe haben im Allgemeinen einen höheren Wiederverkaufswert.






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